WFA - WohnTraum Fürstenried
städtebaulichen & freiraumplanerischen Konzeptentwicklung der
Wohnungsgenossenschaft München-West
München
2025
3. Platz
mit Cityförster
Städtebau
Die städtebauliche Struktur folgt dem Prinzip verdichteter, robuster und gut durchgrünter Wohnquartiere. Die Mischung aus polygonalen, punktförmigen und riegelförmigen Baukörpern erzeugt ein klares feinkörniges Gefüge mit differenzierten Höfen und Freiräumen. Die bauliche Dichte orientiert sich an dem städtischen Maßstab der Umgebung. Durch die Varianz der Gebäudetypen, die Fassadengestaltung und das aktivierte Erdgeschoss entsteht – trotz hoher Dichte – ein wohnlicher und nachbarschaftlicher Raum in menschlichem Maßstab für die bestehende und neue Bewohner*innenschaft.
Die Gebäude bilden klare Raumkanten, definieren Adressen und sorgen durch bewusst gestaltete Übergänge für öffentliche, halböffentliche und private Räume, die Orientierung geben und Aufenthaltsqualität bieten. Öffentliche und gemeinschaftliche Freiräume sind integraler Bestandteil des Konzepts. Die Quartiersachse verknüpft nicht nur die zwei Wohnhöfe, sondern auch wichtige Funktionen für das Mikroklima – etwa durch Baumbestand, entsiegelte Flächen oder Regenwassermanagement. Gleichzeitig bietet sie Raum für Begegnung, Bewegung und soziale Teilhabe und schafft so ein robustes, anpassungsfähiges Grundgerüst. Die Quartiersentwicklung schafft zum einen neue Identitäten und greift zum anderen Qualitäten und Charakteristika des Bestandes auf und führt diese zukunftsgerichtet fort. So orientieren sich Maßstab, Typologie und Materialität am Ort und schaffen eine eigenständige, aber eingebettete Quartierscharakteristik. Die gezielte Setzung von Raumkanten, Blickachsen und Übergängen zwischen öffentlich und privat trägt zur Orientierung und Qualität im Alltag bei.
Architektur
Die Architektur folgt einer systematisierten und anwendungsorientierten Gestaltung. Alle drei Gebäudetypen sind modular aufgebaut, anpassbar und ressourcenschonend konstruiert. Sie ermöglichen verschiedene Wohn- und Lebensformen und lassen sich flexibel an unterschiedliche Anforderungen anpassen. Die Erdgeschosszonen sind bewusst als gemeinschaftsorientierte Sockel ausgeformt. Durch großzügige Fensterflächen und flexible Grundrisse wird hier Raum für Co-Working, gemeinschaftliche Nutzungen und kleinteiliges Gewerbe geschaffen. Gleichzeitig werden praktische Nutzungen wie z. B. Fahrradräume aktiviert und zu Orten informeller und spontaner Begegnung. Dadurch wird Anonymität im Quartier abgebaut und Gemeinschaft gestärkt.
Die Obergeschosse beherbergen vielfältige Wohnungstypen. Durch Loggien und Balkone sowie einfache Fassadenraster werden die Baukörper ruhig und dennoch abwechslungsreich gestaltet. Die Gebäude erhalten eine eigene architektonische und charaktervolle Identität. Die bauliche Umsetzung des Quartiers erfolgt in vier Bauabschnitten und den damit verbunden sukzessiven vierteiligen Rückbau der Bestandszeilen. Im ersten Bauabschnitt erfolgt die Errichtung je eines Gebäudes der Typen ‚Polygon‘ und ‚Punkt‘. Im Typ ‚Polygon‘ sollen hierbei einfache Bauweisen, Verwendung von reduzierter bzw. cleverer Technik und Cradle-to-Cradle angewandt werden, die in den späteren Bauabschnitten adaptiert und weiterentwickelt werden können. Im zweiten Bauabschnitt wird neben den Typen ‚Riegel‘ und ‚Polygon‘ die erste von zwei Quartierstiefgaragen gebaut, um die Stellplatzbedarfe der neuen Bewohner*innenschaft zu decken. Außerdem wird in diesem Bauabschnitt die Kita errichtet.
Offene Plätze, Spiel- und Sportflächen sowie bepflanzte Aufenthaltsbereiche rhythmisieren die Achse und laden zum Verweilen ein.

Freiraumgestaltung
Die Freianlagen der neuen Wohnanlage sind geprägt von einer klaren räumlichen Gliederung, die unterschiedliche Teilräume mit eigenem Charakter schafft und zugleich ein starkes, zusammenhängendes Gesamtbild entstehen lässt. Durch gezielte Wegeverbindungen, Blickbeziehungen und Übergänge entsteht ein fein vernetzter Freiraum, der sowohl Orientierung als auch Begegnung ermöglicht.
Im Zentrum jeder Nachbarschaft liegen die Grünen Wohnhöfe – großzügig entsiegelte, grüne Oasen, die als gemeinschaftliche Treffpunkte und offene Spielflächen dienen. Hier entstehen lebendige Nachbarschaften mit hoher Aufenthaltsqualität. Die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss der Wohngebäude finden ihre Entsprechung im Außenraum: als offene Rasenflächen, schattige Sitzplätze und lebendige Aufenthaltsbereiche, die den Austausch zwischen den Bewohner*innen fördern.
An den Stirnseiten der Höfe öffnen sich kleine Nachbarschaftsplätze mit lockerem Baumbestand, die intime Rückzugsorte und Treffpunkte zugleich bieten. Das Herzstück des Quartiers bildet die zentrale Quartiersachse. Sie verläuft in Ost-West-Richtung und bildet eine grüne, autofreie Grünverbindung des neuen Viertels. Gesäumt von öffentlichen Nutzungen, Gewerbeeinheiten und einer Kindertagesstätte entsteht hier ein großzügiger, kommunikativer Stadtraum mit vielfältigen Nutzungsangeboten für das gesamte Quartier und die angrenzenden Nachbarschaften.
Offene Plätze, Spiel- und Sportflächen sowie bepflanzte Aufenthaltsbereiche rhythmisieren die Achse und laden zum Verweilen ein. Der geringe Versiegelungsgrad und der Einsatz von Drainfugen fördern die Versickerung und unterstreichen den ökologischen Anspruch des Entwurfs. Die Erschließung des Quartiers erfolgt über die zentrale Achse sowie über die nördliche und östliche Straßenanbindung. Notwendige Feuerwehrzufahrten sind in die Gestaltung der Wohnwege integriert: Rasenwaben ermöglichen die befahrbare Aufweitung, ohne den Grüncharakter zu beeinträchtigen, und unterstützen gleichzeitig die lokale Versickerung. Rundwege erschließen die Wohnhöfe direkt an den öffentlichen Erdgeschossen und fördern so die soziale Interaktion und informelle Begegnungen im Alltag.
In der Wahl von Materialität und Vegetation steht eine klimaresiliente und zukunftsfähige Gestaltung im Vordergrund. Der vorhandene Baumbestand wird bestmöglich erhalten und durch standortgerechte Neupflanzungen aus einem Klimabaummix ergänzt. Pflegeextensive Blühwiesen bringen Biodiversität ins Quartier, bieten Kindern naturnahe Spielflächen und schaffen ökologische Trittsteine. Das Regenwassermanagement erfolgt konsequent dezentral: Baumrigolen, Zisternen, Flächenrigolen und Sickermulden verzögern, verdunsten und versickern das anfallende Niederschlagswasser lokal. Die Tiefgaragen unter den Neubauten ermöglichen eine nahezu vollständige Versickerungsfähigkeit der Freiflächen.
So entstehen grüne Cool Islands, die durch Vegetation, offene Oberflächen und gute Luftzirkulation zur Klimaanpassung beitragen und das Quartier auch an heißen Tagen lebenswert und angenehm kühl halten.

Durch gezielte Wegeverbindungen, Blickbeziehungen und Übergänge entsteht ein fein vernetzter Freiraum, der sowohl Orientierung als auch Begegnung ermöglicht.
Nutzungsmischung
Das Quartier setzt auf eine ausgewogene Kombination von Wohnen, Gemeinschaft, sozialen Einrichtungen und kleinteiligem Gewerbe: In den oberen Geschossen wird gewohnt. Die Quartiersentwicklung schafft Raum für ca. 440 Wohneinheiten in unterschiedlichen Größen und Typologien, z. B. Kleinwohnungen, Clusterwohnungen, Familienwohnungen, WGs und gemeinschaftliche Wohnformen. In allen Gebäuden und somit auch in den vier geplanten Bauabschnitten wird auf eine Mischung unterschiedlicher Wohnungsgrößen geachtet, um eine soziale Durchmischung auf Gebäude- und Quartiersebene sicherzustellen.
In den Erdgeschossen sind Nicht-Wohnnutzungen für soziale Infrastruktur und quartiersdienliches Gewerbe, z. B. Kita, Werkstätten, Gästeappartements, Mobilitätsstationen, Gemeinschaftsräume, Kleingewerbe, zu finden. Das Erdgeschoss übernimmt eine aktive Rolle im Quartiersleben und fördert durch öffentliche Nutzungen wie Gewerbe an der Forstenrieder Allee, Gemeinschaftsangebote entlang der Achsen und ruhige Nutzungen wie Kitas im Inneren die Durchmischung.
Gebäudetyp E im Polygon – Pilotprojekt für zirkuläres, ressourcenschonendes Bauen
Der polygonale Baukörper wird als erstes Gebäude nach dem Prinzip des Gebäudetyps E errichtet. Er dient als Pilotprojekt für eine einfache, wirtschaftliche und kreislaufgerechte Bauweise und bildet damit das Referenzmodell für die baugleichen Gebäude in den folgenden drei Bauabschnitten.



















