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PSD - Neuordnung Ortsmitte Priesendorf

Realisierungswettbewerb mit Ideenteil

Priesendorf

2025

2. Platz

mit ROHWAREIMSTUDIO

Die Neugestaltung der Priesendorfer Ortsmitte verfolgt das Ziel, dem Ort ein prägnantes, zeitgemäßes und lebendiges Zentrum zu geben. Die neue Mitte wird als identitätsstiftender Freiraum mit klarer räumlicher Fassung entwickelt und formuliert eine Dorfinnenentwicklung, die generationenübergreifende Nutzung, Klimaanpassung und ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität zusammenführt. Entstehen soll ein Ort des sozialen Austauschs, der Alltagsnutzung und der Feste – offen, zugänglich und robust.

Der Dorfplatz

Der neue Dorfplatz wird als klar definierter, offener Raum mit vielfältigen Nutzungsangeboten und hoher Flexibilität gestaltet. Er bildet das Herzstück der neuen Ortsmitte – ein Treffpunkt für alle Generationen. Dabei entstehen ruhige Zonen für Kommunikation, Rückzug und Spiel ebenso wie großzügige Flächen für Veranstaltungen wie das Brunnenfest, das mit bis zu 500 Sitzplätzen samt Infrastruktur räumlich integriert werden kann. Die Barrierefreiheit wird durch Rampen, flache Gefällestrecken, eine einsichtige, großzügige Treppenanlage und durchgängige Bewegungsräume gewährleistet. Treffpunkte in Form von Einzelbänken, Stuhlgruppen oder einer prägnanten Langbank sind über die Platzfläche verteilt und ermöglichen eine differenzierte Nutzung – je nach Sonnenstand, Blickbeziehung oder sozialen Bedürfnissen.
Der bestehende Walnussbaum wird als ortsbildprägendes Denkmal erhalten und atmosphärisch eingebunden. Er spendet Schatten, prägt den Charakter des Platzes und dient als zentraler Orientierungspunkt. Die Quelle und der Brunnen werden neu interpretiert und als offenes Wasserband mit spielerischer Zugänglichkeit in Szene gesetzt – ein Ort für Kinder, Kühlung und Identität, der in direkter Nähe zur Rundbank, auf der verkehrsberuhigten, der Hauptstraße abgewandten Seite einen Platz findet.
Drei Stellplätze sowie zwölf Fahrradstellplätze mit Ladeinfrastruktur sind maßvoll in die Platzgestaltung eingebunden, ohne die Aufenthaltsqualität zu beeinträchtigen.

Der Klima-Anger

Der grüne Klima-Anger bildet ein klimatisch wirksames Rückgrat der neuen Ortsmitte. Großzügige Grüninseln mit versickerungsfähigen Oberflächen, schattenspendender Vegetation und Aufenthaltsbereichen ermöglichen Erholung mitten im Dorf. Der Anger ist als bewusst grüner, offener Spielbereich konzipiert, der nicht nur Kindern attraktive Bewegungsangebote bietet, sondern auch ein Ort des informellen Austauschs und der Erholung für alle Bewohnerinnen ist. Die Pflanzung und Distanz zur Hauptstraße schafft zugleich Ruhezonen und markiert die Ortsmitte als prägnantes Dorfzentrum.
Das offene Wasserband und gut durchlüftete Flächen sorgen für eine spürbare Reduktion sommerlicher Überhitzung. Gleichzeitig tragen die begrünenden Maßnahmen zur Stärkung der Biodiversität und zur ökologischen Aufwertung des Ortsbildes bei. Die wassersensible Gestaltung unterstützt das Regenwassermanagement und leistet einen aktiven Beitrag zur Klimaanpassung.

Mit der Neugestaltung der Ortsmitte erhält Priesendorf einen klar gefassten, identitätsstiftenden
Mittelpunkt, der den sozialen Zusammenhalt stärkt und klimatischen Herausforderungen begegnet

Verkehrsführung Hauptstraße

Die Hauptstraße wird durch gezielte freiraumplanerische Maßnahmen entschleunigt und in ihrer Trennwirkung stark reduziert. Ein flaches Bord als dezente Markierung der Fahrbahn schafft eine durchlässige, barrierearme Verbindung zwischen Dorfplatz und gegenüberliegendem Kirchplatz über den Straßenraum. Die Gestaltung zielt darauf ab, den motorisierten Durchgangsverkehr optisch und funktional zurückzunehmen, ohne die Erreichbarkeit einzuschränken. So entsteht ein zusammenhängendes Gefüge, das die soziale Interaktion im Dorf fördert und die Straße in das Gesamtbild der Ortsmitte integriert.

Ideenteil Kirchplatz
Der Kirchplatz und das angrenzende Pfarrheim spielen im Zusammenspiel mit dem neuen Dorfplatz eine zentrale Rolle für das soziale und kulturelle Leben in Priesendorf. Durch die Umgestaltung wird die bestehende Höhendifferenz zur Kirche mit einer klaren, direkten Wegeverbindung überwunden. Dabei tritt die Kirche als historisch bedeutsamer Baukörper in einen neuen Dialog mit dem Freiraum – sie wird freigestellt, gerahmt von Grünflächen und erhält eine neue, klare Zugänglichkeit.
Der Kirchplatz wird als Ort für kleinere Feste, Begegnungen und Veranstaltungen verstanden und ergänzt so das Angebot des Dorfplatzes sinnvoll. Durch eine gestalterische und materielle Angleichung wird das Areal um die Kirche klar an den Duktus des neuen Dorfkerns angeschlossen – der Zusammenhang von Platz, Anger und Kirche wird lesbar.

Großzügige
Grüninseln mit versickerungsfähigen Oberflächen, schattenspendender Vegetation und
Aufenthaltsbereichen ermöglichen Erholung mitten im Dorf

Das Pfarrheim
Mit gezielten Eingriffen wird das Pfarrheim funktional und räumlich aufgewertet – mit minimalem Eingriff und maximaler Wirksamkeit. Ein neuer Nebeneingang im Norden sowie ein ergänzender Aufzug schaffen barrierefreie Zugänge und ermöglichen eine unabhängige und kreuzungsfreie Erschließung der verschiedenen Nutzungseinheiten.
Ein filigraner Holzbau mit geknicktem Flugdach ergänzt das Erdgeschoss zur Platzseite hin um einen offenen, flexibel nutzbaren Raum. Dieser öffnet sich mit Fassade und Dach zum Kirchplatz und bietet Raum für Cafébetrieb, Lesungen, Begegnung und Feste – schwellenlos und einladend. Die Bücherei bleibt im Bestand verortet und bildet das Rückgrat des neuen Nutzungskonzepts mit den unbeweglichen Büchern. Die Gruppenräume im Untergeschoss erhalten großzügige Öffnungen zum Dorfplatz und stärken die Verbindung zwischen Innen und Außen. Das Obergeschoss bleibt unangetastet – der Bestand wird respektvoll weitergebaut.

Material und Nachhaltigkeit
Der Entwurf setzt auf eine robuste, regionale und langfristig pflegeleichte Materialwahl. Groß- und Kleinsteinpflaster – teils aus dem Bestand übernommen – sowie wassergebundene Wegedecken bilden die Grundlage einer sensiblen Oberflächengestaltung, die auf historische Bezüge ebenso eingeht wie auf funktionale Anforderungen. Granitstufen und Bänke mit hochwertiger Holzauflage verbinden Langlebigkeit mit gestalterischem Anspruch. Die Auswahl der Vegetation orientiert sich an standortgerechten, klimaresilienten Arten und minimiert den Pflegeaufwand bei gleichzeitiger Förderung der ökologischen Qualität.
Sämtliche Beläge und Freiraumelemente sind auf eine hohe Widerstandsfähigkeit bei intensiver Nutzung ausgelegt. Dabei bleibt die Gestaltung offen und einladend, ohne beliebig zu wirken – der Charakter von Priesendorf wird gestärkt, nicht überformt. Regenwasserversickerung, Schattenwurf, Luftaustausch und flexible Möblierungselemente tragen zur dauerhaften Funktionalität und Aufenthaltsqualität bei.

Mit der Neugestaltung der Ortsmitte erhält Priesendorf einen klar gefassten, identitätsstiftenden Mittelpunkt, der den sozialen Zusammenhalt stärkt, klimatischen Herausforderungen begegnet und den öffentlichen Raum als kommunikativen Ort der Begegnung neu definiert. Die Verbindung von gestalterischer Klarheit, ökologischer Verantwortung und funktionaler Vielfalt schafft eine dauerhafte Aufwertung des Ortskerns. Der Entwurf macht Priesendorf zukunftsfähig – als Dorf für alle Generationen.

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Landschaftsarchitekten

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