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OMG - Neugestaltung Ortsmitte und Ortspark Greifenberg

städtebaulich-freiraumplanerischer Wettbewerb

Greifenberg

2025

1. Platz

mit SUPER1000 & WeAreArchitects

Identität und Ensemble
Der Entwurf für die Neugestaltung der Ortsmitte von Greifenberg berücksichtigt die historische Identität und den besonderen genius loci des Ortes. Greifenberg liegt auf einem Moränenwall des Ammerseegletschers und besitzt eine lange Geschichte, die durch vereinzelte historische Gebäude und Strukturen sichtbar wird. Ziel des Entwurfs ist es, diese historische Grundlage zu bewahren und gleichzeitig die Ortsmitte so zu gestalten, dass sie sowohl der Vergangenheit als auch den modernen Anforderungen gerecht wird.
Die Ursprünge der Gemeinde Greifenberg sind durch die Architektur des Ortes gekennzeichnet, wobei sich Einzelbauten auf fast spielerische Weise aneinanderreihen und zwischen Traufe und Giebel wechseln. Diese ursprüngliche Identität wird im neuen Entwurf aufgenommen und verstärkt. Der Entwurf für die Ortsmitte setzt auf eine behutsame städtebauliche Addition, die sich wie selbstverständlich in den Kontext des Ortes einfügt. Es entsteht ein neues Ensemble, das ein städtebauliches Gefüge bildet und ein harmonisches Zusammenspiel zwischen den neuen und alten Bauten herstellt.
Die neue Ortsmitte wird als öffentlicher Raum konzipiert, der einer Vielzahl von Anforderungen gerecht wird und zugleich individuelle Nutzungsmöglichkeiten offeriert. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Schaffung eines attraktiven Zentrums, das sowohl eine ansprechende Gestaltung als auch eine ländlich-moderne Atmosphäre bietet. Dabei wird auch der Bezug zur umliegenden Landschaft berücksichtigt. Ein wichtiger Bestandteil des Konzepts ist ein nachhaltiges, klimaresilientes Freiraumkonzept, das auf Regenwassermanagement und nachhaltige Durchgrünung setzt. Verkehrsflächen werden zugunsten einer fußgänger- und fahrradfreundlichen Infrastruktur umgestaltet, was die Mobilitätswende aktiv unterstützt. So entsteht ein grüner Ort mit kleineren Platzbereichen, die verschiedene Nutzungsmöglichkeiten bieten und gleichzeitig Lebensqualität sowie ökologische Nachhaltigkeit miteinander vereinen.
Die neuen Platz- und Gebäudestrukturen entlang der nördlichen Wegeverbindung zwischen dem Spielplatz „Perfallhöhe“ und dem Obstgarten des alten Schulgebäudes schaffen verschiedene kleinmaßstäbliche Situationen, die der Vielfalt des dörflichen Lebens von heute gerecht werden. Das alte Schulgebäude wird in seiner historischen Form von 1396 wiederhergestellt, ohne die späteren Anbauten im Norden. Gleichzeitig entsteht ein Neubau, der die bestehende Straßenbebauung weiterführt. Ein neuer Fußgängerweg verbindet die Beurerstraße mit der Ortsmitte und der Perfallhöhe. Dieser Bereich wird zum sozialen Zentrum der Gemeinde ausgebaut. Dort befinden sich unter anderem das Hospiz und das Haus des Ehrenamts in der alten Schule, während der Neubau als Mittagsbetreuung dient, mit einem angrenzenden Obstbaumgarten als Spielbereich, der außerhalb der Betriebszeiten für die Öffentlichkeit zugänglich ist.
Der Platz vor der alten Schule erhält eine neue Treppenanlage, die zur Hauptstraße hinführt und als Kommunikationsort für die Bürger*innen dient. Auf dem Grundstück mit der Flurnummer 126 ist ein Neubau für geförderten Wohnungsbau geplant. Der Entwurf schafft so einen neuen öffentlichen Raum, der die verschiedenen sozialen, kulturellen und administrativen Funktionen miteinander verbindet.
Gegenüber dem Schlosseingang entsteht ein großzügig begrünter „Kreativhof“, der als verbindendes Element zwischen historischer und bestehender Bausubstanz wirkt. Dieser Bereich wird als ruhiger Begegnungsraum gestaltet, der sowohl die bestehende Baustruktur respektiert als auch eine neue Aufenthaltsqualität für Bewohnende und Besuchende schafft. Die Nutzung des Gebäudes könnte zu Kunsthandwerkstätten, Ateliers und CoWorking-Spaces ausgebaut werden. Im Westen des Rathausplatzes liegt als Pendant der „Geschäftshof“.

Die neue Ortsmitte wird als öffentlicher Raum konzipiert, der einer Vielzahl von Anforderungen gerecht wird und zugleich individuelle Nutzungsmöglichkeiten offeriert. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Schaffung eines attraktiven Zentrums, das sowohl eine ansprechende Gestaltung als auch eine ländlich-moderne Atmosphäre bietet.

Erschließung
Der neue Erschließungs- und Verkehrsraum stärkt das städtebauliche Gesamtbild und schafft eine klare Trennung von Fußgänger- und Fahrzeugbereichen. Für die Hauptstraße wird die Tempo-30-Zone beibehalten und der Rathausplatz als verkehrsberuhigter Bereich ausgebildet, um die Sicherheit für Fußgänger*innen und Radfahrende zu erhöhen und eine Anknüpfung von Platz und Rathaus zu unterstützen. Ein gut ausgebautes Fahrradwegenetz sowie eine Fahrradreparaturstation bieten zusätzlichen Komfort und fördern die Mobilitätswende. Zudem ist die Gemeinde Greifenberg an den öffentlichen Nahverkehr angebunden, und ein ortseigenes Carsharing- und E-Bike-Angebot rundet die Verkehrsinfrastruktur ab. Der ruhende Verkehr wird größtenteils in einer Tiefgarage unter dem Platz organisiert, wobei auch barrierefreie Stellplätze vorgesehen sind. Die „Perfallhöhe“, die Kapelle „Unseres Herren Ruhe“ und die Hangkante zum Theresienbad werden durch ein übergeordnetes Wegegeflecht miteinander und mit dem Ort verbunden.
Der Spielbereich auf der „Perfallhöhe“ wird in Wert gesetzt. Ein mäandrierender Weg erschließt den länglichen Park und das Kriegerdenkmal, Sitzbänke schaffen Orte zum Verweilen.
Die Hangkante wird neben einer Treppenanlage mit einem barrierefreien Weg erschlossen. Das Seniorenheim und der Sportverein verknüpfen sich dadurch stärker mit der Ortsmitte Greifenbergs. Trimm-dich-Stationen entlang des Weges und ein generationsübergreifender Aktivbereich runden das Nutzungsangebot ab.

Rathausplatz und Höfe mit Charakter
Im Zentrum des neuen Dorfplatzes steht ein Gasthaus, das im Westen des Platzes eine klare Raumkante bildet. Es dient als Treffpunkt für die Gemeinde und bietet gastronomische Angebote für Kirchen- und Dorffeste sowie für Vereins- und Gemeinderatssitzungen. Im Sommer lädt ein Biergarten unter den Bäumen zum Verweilen ein. Im Osten des Platzes steht das Kulturhaus, das ebenfalls eine zentrale Rolle im Dorfgeschehen spielt. Es ist mit Wohnungen im Dachgeschoss ausgestattet, während im Obergeschoss Raum für die Volkshochschule, Vereine und einen Generationstreff vorgesehen ist. Eine großzügige Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche im Erdgeschoss öffnet sich zum Platz hin und schafft so eine witterungsgeschützte Erweiterung des Dorfplatzes.
Das historische Rathaus wird ebenfalls in das neue Konzept integriert. Es erhält einen Anbau, der als Foyer dient und die Erschließung des neuen Sitzungssaals im Untergeschoss ermöglicht. Vom Sitzungssaal aus bietet sich ein beeindruckender Ausblick auf die umliegende Landschaft. Zwei weitere Baukörper ergänzen das historische Rathaus und rahmen den Dorfplatz nach Norden hin ein. Zentral auf dem Platz steht die Markthalle, die einen Wochenmarkt mit regionalen, biologischen Produkten beherbergt und darüber hinaus als multifunktionale Halle genutzt werden kann. Auch das Beratungszentrum mit Wohnnutzung ist Teil des neuen Ensembles und verbindet den Platz mit dem angrenzenden Gebäude der alten Schule. Der Anbau der Kirche wird umgenutzt als selbstorganisiertes Café. Östlich des Rathauses entsteht ein Platz zum Treffen und Verweilen mit Boulespiel und Balkon zur Aussicht in Blickrichtung Ammersee und Alpenvorland.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Entwurfs ist der Umgang mit den Freianlagen. Kleine Plätze entlang der Haupt- und Beurerstraße markieren den Eingang zur neuen Ortsmitte. Diese werden durch Materialwechsel und Baumkarrees akzentuiert, die eine klare Orientierung bieten. Der belebte Straßenraum wird mit einem 3 Meter breiten Band aus abgestreiftem Asphalt gestaltet, das durch Schwellenfreiheit und ein changierendes Pflaster die Geschwindigkeit des Verkehrs senkt und die Aufenthaltsqualität für Fußgänger*innen erhöht. Das Regenwassermanagement spielt dabei eine wichtige Rolle. Stauden- und Gräserbänder, die entlang der Straßen verlaufen, nehmen das anfallende Niederschlagswasser auf und tragen zur Kühlung des Mikroklimas bei. Die Umgebung wird zudem mit einer biodiversen Vegetation ausgestattet, die Vögel und Insekten anzieht und fördert.
Ein zentraler Aspekt des Entwurfs ist auch das Beleuchtungskonzept. Eine verkehrssichere Ausleuchtung der Hauptstraße und gezielte Akzentbeleuchtung auf den Platzsituationen sorgen für eine angenehme und sichere Atmosphäre. Besonders hervorzuheben ist der Einsatz von intelligenten Mastleuchten, die bei Bewegung die Lichtstärke erhöhen und so das Licht nur dann intensivieren, wenn es tatsächlich benötigt wird. Auf weitere Akzentbeleuchtung wird bewusst verzichtet, um die Lichtverschmutzung zu minimieren und die natürliche Atmosphäre des Ortes zu erhalten.

Der Entwurf fördert die Gemeinschaft und das dörfliche Leben, schafft Raum für soziale Interaktion und berücksichtigt gleichzeitig ökologische und klimatische Anforderungen.

Material, Regenwassermanagement und Ökologie
In Bezug auf Materialien setzt der Entwurf auf kostengünstige, langlebige und nachhaltige Materialien, die sich gut in das bestehende Dorfbild integrieren. Der Bodenbelag aus rezykliertem Granitstein bildet die Grundlage für besondere Gestaltungselemente wie Aufenthaltsbereiche. Sitzmöbel und Bänke sind inklusiv gestaltet und bieten verschiedene Sitzhöhen sowie Rücken- und Armlehnen. Auch die Beleuchtungseinrichtungen respektieren den dörflichen Charakter und werden schlicht gehalten.
Das Regenwassermanagement wird auf verschiedenen Oberflächen angewendet, wobei Überschüsse in Zisternen und Rigolen gespeichert werden. Diese speichern Wasser für die Pflanzen in heißen Perioden und tragen zur Kühlung der Umgebung bei. Bäume, sowohl alte als auch neue, werden gezielt in das Konzept integriert und spenden Schatten. Die Begrünung fördert das Mikroklima und stärkt die ökologische Funktion des Stadtraums. Stauden- und Gräserpflanzungen bieten Lebensraum für Vögel und Insekten und sorgen gleichzeitig für eine ästhetische Aufwertung des öffentlichen Raums. Die offene Bebauung ermöglicht eine stetig gute Durchlüftung des Dorfkernes.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Entwurf für die Ortsmitte von Greifenberg eine harmonische Mischung aus Bewahrung historischer Strukturen und zeitgemäßer Gestaltung darstellt. Der Entwurf fördert die Gemeinschaft und das dörfliche Leben, schafft Raum für soziale Interaktion und berücksichtigt gleichzeitig ökologische und klimatische Anforderungen. Der neue öffentliche Raum wird so zu einem lebendigen Zentrum, das sich in den Kontext der Umgebung einfügt und den Anforderungen der Zukunft gerecht wird.

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