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HTS - Neugestaltung des Herrenteich-Parks

freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb

Suhl

2025

Anerkennung

Die Neugestaltung des Herrenteich-Parks entwickelt die zentrale Grünfläche im Herzen von Suhl zu
einer Grünen Mitte mit hoher Aufenthaltsqualität und starker räumlicher Präsenz. Der Park ist glei-
chermaßen Rückzugsort, Begegnungsraum und identitätsstiftendes Element für die Stadtgesellschaft
und wird wieder zu einem charakteristischen, verbindenden Stadtbaustein in zentraler Lage.
Der Entwurf setzt dafür auf klimaresiliente Freiraumstrukturen und flächige Entsiegelung. Als Reaktion
auf Starkregenereignisse wird das Regenwassermanagement durch Retentionsflächen, Versicke-
rungsbereiche und eine naturnahe Ufergestaltung des Herrenteichs gewährleistet. Extensive Grünflä-
chen und vielfältige, ortsspezifische Pflanzkonzepte fördern die Biodiversität und tragen zu einer
ökologischen Aufwertung des Stadtzentrums und der Verknüpfung von Habitjatstrukturen bei.
Die städtebauliche Vernetzung des Parks mit seinen angrenzenden Gebäuden und Plätzen ist ein
zentraler Aspekt des Entwurfs. Durch die Reduzierung von Barrieren – insbesondere durch umgestal-
tung der Friedrich-König-Straße – wird eine bessere Anbindung an das Waffenmuseum sowie den
Platz der Deutschen Einheit geschaffen. Der Herrenteich selbst wird als prägendes Wasser- und
Landschaftselement stärker inszeniert und räumlich gefasst.
Ein differenziertes Wegekonzept bindet den Park barrierefrei an die Innenstadt und die übergeord-
neten Freiraumverbindungen (Domberg, Lauter, Stadtpark) an. Aufenthaltsbereiche in unterschiedli-
cher Ausprägung – von offenen Wiesen über schattige Rückzugsorte bis hin zu kleinteiligen Spiel-
und Begegnungszonen – ermöglichen vielfältige Nutzungen. Der Park ist so gestaltet, dass er sowohl
alltägliche Erholung als auch temporäre Veranstaltungen aufnehmen kann.
Die Möblierung und Beleuchtung zeichnet sich durch nachhaltige, robuste und zugleich atmosphäri-
sche Lösungen aus. Sitzgelegenheiten, Aufenthaltsinseln und punktuell gesetzte Kunst- oder Spielele-
mente erhöhen die Attraktivität des Parks. Ein klar strukturierter, organisch geformter Entwurfsansatz
verbindet die Anforderungen an Funktionalität, Ökologie und Gestaltung zu einem funktionierenden
Gesamtbild.
Damit entsteht ein zukunftsfähiger, identitätsstiftender Stadtraum, der den Herausforderungen des
Klimawandels begegnet, ökologische Qualitäten stärkt und die Suhler Innenstadt nachhaltig berei-
chert.

Räumliche Struktur und Vernetzung
Der Entwurf basiert auf einer klaren räumlichen Gliederung, die Orientierung und Sichtbeziehungen im Stadtraum deutlich macht. Der Platz der Deutschen Einheit bleibt in seiner Großzügigkeit erhalten und ermöglicht eine ungehinderte Blickachse vom Congress Centrum bis zum Kulturhaus. Die historischen Gebäude am Platz werden inszeniert und respektvoll hervorgehoben. Dabei werden Sicht und Wegeachsen aus dem Bestand aufgenommen und betont.
Die Neugestaltung ist universell gestaltet und für alle Menschen im selben Maß erfahrbar. Eine barrierefreie Bewegung über die gesamte Platzfläche ist durchgängig gewährleistet und bietet, beim alltäglichem Aufenthalt bis hin zu größeren Veranstaltungen, eine direkte Zugänglichkeit.
Der Herrenteich wird als differenzierter Freiraumbaustein neu interpretiert: Während die Westseite mit Promenade, Holzsteg und Sitzstufen urban geprägt bleibt, entstehen an den Ost- und Südufern ökologische Uferzonen. Hier sorgt eine zurückgenommene Wegeführung dafür, dass Besucherinnen und Besucher schnell zu ihren Zielen gelangen ohne die sensiblen Vegetationsflächen und Habitate zu beeinträchtigen. Die Anordnung schafft ein spannungsvolles Wechselspiel zwischen der städtisch geprägten Platzfläche und den ökologisch verdichteten Rückzugsräumen.

Das Pflanzkonzept des Herrenteich-Parks verbindet ökologische Funktionalität mit gestalterischer Prägnanz

Nutzungsangebote und Aufenthaltsqualität
Der Platz der Deutschen Einheit bleibt eine zentrale Veranstaltungsfläche der Stadt. Die Beibehaltung des bestehenden Pflasters bewahrt Identität und setzt zugleich ein Zeichen für ressourcenschonendes Bauen. Ergänzend erweitert eine Multifunktionsfläche an der Westkante des Platzes das Nutzungsspektrum. Mit flexiblen Möblierungselementen und Pflanzkübeln ausgestattet, die im Alltag Aufenthaltsqualität und kleinteilige Strukturen schaffen, bei Großveranstaltungen jedoch kurzfristig entfernt oder umgestellt werden können entsteht ein Raum mit hoher Adaptivität, der gastronomische Angebote, Foodtrucks oder temporäre Kunstinstallationen und weitere Nutzungen ohne Konsumzwang aufnehmen kann.
Zwischen dem Platz der Deutschen Einheit und der Promenade entsteht zudem der grüne Klimahain, der durch Vegetationsinseln, eine Mischung an Klimagehölzen und Sitzgelegenheiten geprägt ist. Dieser Bereich bietet nicht nur Rückzugs- und Ruheorte, sondern erhöht auch die Aufenthaltsqualität und stärkt die ökologische Funktion des Freiraums, indem er als Puffer zwischen urbanem Platz und ökologisch umgestalteten Herrenteich dient. Tischtennisplatten, ein Trinkbrunnen und Sitzmobiliar mit kühlenden Nebeldüsen verteilen sich auf der wassergebundenen Wegedecke, die sich auch als Boulefeld bespielen lässt.
Im Osten des Herrenteichs, unter Bäumen gelegen, befindet sich ein “Wald Spielparcour“ für Kinder & Jugendliche. Das Erlebnis innerhalb der aus Holz gefertigten Spiellandschaft vermittelt auf leichte, spielerische Art Zusammenhänge in der Natur. Material und Gestaltung fügen sich in das ökologische Ufer ein.

Promenade am Herrenteich
Die Promenade am Westufer des Herrenteichs fungiert als lineare Bewegungsachse und als Aufenthaltsband mit direktem Wasserbezug. Sitzgelegenheiten entlang der Promenade richten den Blick zum Wasser und zu den markanten Bauwerken am Platz. Die Seeterrasse mit Sitzstufen führt bis an das Wasserspiegelniveau heran und ermöglicht so ein unmittelbares Erleben des Wassers und kann in den Sommermonaten als kleiner Bootsanleger genutzt werden.

Herrenteich
Der Herrenteich wird in seiner Größe bewahrt, erfährt jedoch eine gezielte Formanpassung, um seine Funktion als ökologisch differenzierten Stadtraum zu betonen. Während die Westseite klar städtisch, mit harter Kante, geprägt bleibt, wird die Ost- und Südseite überarbeitet und intensiv bepflanzt. Hier entstehen gestufte Uferprofile mit unterschiedlichen Tiefebenen, sowie standortgerechten Wasserpflanzen und Feuchtigkeitsanzeigern. Neben einer standortabhängigen Vegetationszusammensetzung zur Stärkung der Biodiversität, erhöht sich auch die Selbstreinigungskraft des Gewässers. Durch diese vegetationsstrukturelle Differenzierung entstehen neue Lebensräume für Vögel, Insekten und Amphibien. Die dicht bepflanzten Uferbereiche sind nicht zugänglich, um Rückzugsräume und Habitatkontinuität zu sichern. Der Herrenteich übernimmt so eine Doppelfunktion: Er bleibt ein markanter Ort, zugleich wird er zu einem ökologischen Hotspot mit hoher Biodiversität.

Es entsteht ein identitätsstiftender Park, der den Bürgerinnen und Bürgern von Suhl eine lebendige, resiliente und zukunftsfähige Anlaufstelle zurückgibt

Verkehrsführung und Erschließung
Die verkehrliche Neuordnung trägt zur Aufenthaltsqualität bei und verkleinert die Fahrbahn vor dem Congresszentrum und dem Waffenmuseum auf 6,5 Meter. Der Platzbedarf von motorisiertem Individualverkehr und öffentlichem Verkehr wird dadurch reduziert. Es entsteht Raum für einen neuen Radweg, der nachhaltige, aktive Mobilität unterstützt ohne die funktionsfähige Andienung einzuschränken. Parallel zur Straße wird eine Baumreihe gepflanzt, die den Straßenraum fasst, Schatten spendet und mit Verdunstungsbeeten Retentionsraum schafft. Die Unterbrechungen in der Baumreihe ermöglichen Sichtbeziehungen zu den markanten Bauwerken wie dem Congresszentrum, dem Waffenmuseum und dem Kulturhaus. Auf diese Weise entsteht ein verkehrsberuhigter, multifunktionaler Straßenraum, der die räumliche Vernetzung zwischen Platz, Park und Promenade stärkt und gleichzeitig einen fließenden Übergang zwischen städtischer Aufenthaltsfläche und ökologischer Uferzone am Herrenteich ermöglicht.

Biodiversität
Das Pflanzkonzept des Herrenteich-Parks verbindet ökologische Funktionalität mit gestalterischer Prägnanz. Klimaresiliente Baumarten wie Gleditschien und Feldahorn werden auf den Platzflächen und in Laufzonen als raumbildende Elemente eingesetzt, die Schatten spenden, das Mikroklima verbessern und zugleich als ökologische Trittsteine für die innerstädtische Biodiversität dienen. Das spannungsvolle Spiel von lockerer Baumstellung und Strenge des Platzes schafft eineurbane Atmosphäre mit überraschenden Momenten und hohem Grünanteil. Bestehende Bäume werden in die Neugestaltung eingebunden, um wertvolle Habitate zu erhalten.
Die Baumreihen entlang der Friedrich König Straße greifen historischen Wegeverbindungen und Alleen auf und bilden ein markantes städtebauliches und ökologisches Element. Stauden- und Gräsermischungen aus trockenresistenten sowie feuchtigkeitsverträglichen Arten sorgen für eine dynamische Jahreszeitenabfolge, die ökologisch wertvoll als auch gestalterisch ansprechend ist.
In den Uferbereichen des Herrenteichs entstehen Feuchtbiotope und unterschiedlich tiefengestaffelte Wasserzonen mit einer differenzierten Pflanzenauswahl. Neben Schutz und Nahrungsangebote für Insekten und Kleintiere hat die Zone eine Filterwirkung. Extensiv gepflegte Wiesenflächen ergänzen das Angebot und schaffen zusätzlich eine durchgängige ökologisch Vernetzung mit den angrenzenden Freiräumen.

Wassersensible Gestaltung und Klimaanpassung
Zentraler Baustein für die Klimaresilienz ist eine wassersensitive Gestaltung nach dem Prinzip der Schwammstadt. Durchlässige Oberflächenmaterialien ermöglichen dezentrale Versickerung und Verdunstung. Topografisch modellierte Senken innerhalb von Vegetationsbereichen schaffen Raum für temporären, oberirdischem Rückhalt von Niederschlagswasser. Die Rasenmulden und Verdunstungsbeete werden durch unterirdischen Rigolen und Baumrigolen ergänzt und sorgen dafür, dass Niederschläge gezielt aufgenommen, gespeichert und langsam, bei Bedarf, an die Vegetation abgegeben werden. Das bereits durch die obere Bodenschicht gefilterte, überschüssige Wasser kann bei Bedarf in den Herrenteich eingeleitet werden um den Wasserstand zu regulieren.

Materialität und Ausstattung
Das Materialkonzept verbindet Nachhaltigkeit mit einer klaren, zurückhaltenden Gestaltungssprache und greift gezielt vorhandene Strukturen auf. Das Bestandsmaterial auf dem Platz der Deutschen Einheit wird in großen Bereichen erhalten. Asphaltflächen werden in deutlich reduzierter Flächengröße in das neue Konzept integriert und die Deckschicht wird überarbeitet.
Neben den großen Grünflächen sorgen die weitläufigen Intarsien aus wassergebundener Wegedecke auf dem Platz für eine Entsiegelung zur wassersensitiven Stadt. Die Promenade wird zusätzlich durch einen Streifen aus wassersensitivem, recycelten Betonstein vor der Holzterrasse strukturiert, wodurch ein klarer Übergang zwischen Bewegungs-, Aufenthaltsfläche und Bereich am Wasser entsteht. Holzelemente am Steg und an den Sitzstufen schaffen einen haptischen und atmosphärischen Bezug zum Wasser und laden zum Verweilen ein.
Die im Querschnitt auf 6,5 Meter Breite reduzierte Friedrich König Straße ist aus Aspalt mit Prägung gestaltet und nimmt dabei das Fugenmuster des nördlichen anschließenden Bereichs um das Congress Center auf.
Das Mobiliar, wie Sitzbänke und mobile Pflanztröge, folgen einem modularen System, das flexible Anpassungen und eine einfache Wartung erlaubt. Die Ausstattung ist aus langlebigen Materialien wie verzinktem Stahl und Hartholz gefertigt und entspricht den Anforderungen an Beständigkeit und Kreislauffähigkeit. Eine insektenfreundliche, zonierte Beleuchtung die auch Bewegungserkennung intelligent geschaltet wird, akzentuiert wichtige Wege und Aufenthaltsbereiche, ohne starke Lichtemissionen zu erzeugen.

Die Neugestaltung des Herrenteich-Parks verbindet unterschiedliche Ebenen zu einem ganzheitlichen Entwurf. Großzügige Veranstaltungsflächen mit klaren stadträumlichen Bezügen, flexible und multifunktionale Aufenthaltsbereiche, ökologische Uferzonen und ein integratives Regenwassermanagement greifen ineinander und bilden ein vielschichtiges Freiraumgefüge. Historische Bezüge werden bewahrt, neue gestalterische Akzente gesetzt und die ökologische Funktion des Stadtraums gestärkt. So entsteht ein identitätsstiftender Park, der den Bürgerinnen und Bürgern von Suhl eine lebendige, resiliente und zukunftsfähige Anlaufstelle zurückgibt.

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