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HAG - Hermle Areal Gosheim

städtebaulich freiraumplanerischer Wettbewerb

Gosheim

2025

2. Platz

mit studiomauer

Der Entwurf verfolgt das Ziel, eine nachhaltige und identitätsstiftende Neugestaltung der Ortsmitte zu entwickeln. Die Umgestaltung schafft eine durchgängige grüne Mitte, die das ehemalige Hermle-Areal mit dem Kirchenvorplatz, der Hauptstraße und den neuen Stadtbausteinen verbindet. Das Konzept versteht sich als Antwort auf die Herausforderungen der Ortsentwicklung: Es stärkt die Aufenthaltsqualität, die fußläufige Vernetzung und die soziale Interaktion im Dorfkern, indem es Räume für Begegnung, Aneignung, Bewegung und Ökologie schafft.

Städtebauliche Idee
Die städtebauliche Idee greift die bestehenden Strukturen Gosheims auf und entwickelt diese behutsam weiter, um eine kohärente und funktionale Ortsmitte zu schaffen, die angemessen auf die städtebauliche Struktur reagiert. Dafür wird mit der Grünen Mitte auf dem ehemaligen Hermle-Areal ein nachhaltiger Baustein geschaffen, der den Bestand inszeniert, Lücken in der baulichen Ausgestaltung schließt und den Stadtkern als ganzes erfahrbar werden lässt und um weitere Orte des dörflichen Zusammenkommens ergänzt. Der Entwurf versteht den erweiterten Entwurfsraum als engmaschiges Netz aus formellen und informellen Wegeverbindungen und zielt darauf ab, die fußläufigen Verbindungen zu stärken, Querungsmöglichkeiten im Dorfkern zu erleichtern und einen Stadtraum zu schaffen, der zwar ausreichend Stellplätze für den MIV bietet, FußgängerInnen und Radfahrenden jedoch Vorrang lässt. Die städtebauliche Idee im Realisierungsteil sieht vor bestehende Hof und Raumkaten aufzunehmen und damit die Hofstrukturen aus der Umgebung aufzunehmen und wiederzuspiegeln. Unter der Prämisse des Erhalts von Bestandsbebauung entsteht ein soziales Mixed Use Quartier mit Wohnfokus und einigen Sondernutzungen. Der neue Marktplatz wird durch eine klare Raumgestaltung und hochwertige Materialien zu einem repräsentativen und zugleich einladenden Ort für Bürger:innen und Besucher:innen. Die Struktur des Platzes ermöglicht es, Veranstaltungen wie Märkte, Feste oder Zusammenkünfte im Dorfkern durchzuführen, und schafft zudem Raum mit Sitzgelegenheiten und für alltägliche Begegnungen.
Die Hauptstraße wird aus ihrer Funktion als reine Verkehrsachse herausgelöst und in ein durchgrüntes, belebtes Rückgrat der Gemeinde umgewandelt. Sie dient nicht mehr ausschließlich der Durchfahrt für den MIV, sondern wird zum sozialen Treffpunkt und verbindenden Element. Die Kombination aus kleinteiligen Eingriffen und großräumigen Verbindungen schafft eine lebendige und abwechslungsreiche Ortsmitte, die sich flexibel an die Bedürfnisse der Gemeinde anpasst. Die Orientierung an der vorhandenen Topografie und die Integration bestehender Strukturen gewährleisten, dass der historische und dörfliche Charakter Gosheims erhalten bleibt, während neue Impulse für die Nutzung gesetzt werden.

Der ehemalige Industriestandort Hermle wird durch ein vielfältiges Freiraumangebot zu einem attraktiven Treffpunkt für Menschen aller Altersgruppen. Die zentrale offene Wiese fungiert als flexible Fläche für Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen, wie Sommerfeste oder Sportkurse.

Freiraum
Im Realisierungsteil bildet der Generationenpark das Herzstück der Neugestaltung. Der ehemalige Industriestandort Hermle wird durch ein vielfältiges Freiraumangebot zu einem attraktiven Treffpunkt für Menschen aller Altersgruppen. Die zentrale offene Wiese fungiert als flexible Fläche für Freizeitaktivitäten und Veranstaltungen, wie Sommerfeste oder Sportkurse. Dank ihrer strapazierfähigen Rasenmischung hält sie intensiver Nutzung stand und bleibt dennoch pflegeleicht.
Das Aktivband entlang der Nordkante des Parks bietet mit seiner Kombination aus Spielgeräten, Sport-Anlagen und Bouleflächen einen Ort für Bewegung und Begegnung. Es ist eingebettet in eine artenreiche Pflanzung aus Blühstauden und Gräsern, die nicht nur optische Akzente setzt, sondern auch Lebensräume für Insekten und Vögel schafft. Der Klima-Hain, bestehend aus schattenspendenden, trockenheitstoleranten Baumarten, bildet den grünen Rahmen des Aktivbands und sorgt für angenehme Aufenthaltsqualität auch an heißen Tagen. Die Gestaltung orientiert sich an der bestehenden Topografie, wodurch Höhenunterschiede durch Sitzstufen und barrierefreie Rampen in das Konzept integriert werden. Auf der Empore vor dem Hermle Haus ist ausreichend Platz für Außengastronomie mit Blick über die neu entstandene Parklandschaft.
Der Generationenpark wird zu einem lebendigen Ort, der ökologischen Mehrwert schafft, soziale Begegnung ermöglicht und durch seine robuste Gestaltung langfristig attraktiv bleibt. Von hier aus laufen fußläufige Wegeverbindungen Richtung Rathaus, Hauptstraße und entlang des Kindergartenwegs Richtung Kirchplatz und Friedhof. Das neue Netzwerk aus grünen Verbindungen knüpft geschickt an die bestehende Bebauungsstruktur an und verwebt das Dorfzentrum durch engmaschige Wege und Blickbeziehungen.
Die Übergänge zwischen öffentlichen und privaten Freiflächen sind klar gestaltet. Die angrenzenden Wohnhöfe bieten gemeinschaftlich nutzbare Gärten mit Hochbeeten, Spielbereichen und Sitzgelegenheiten, die soziale Interaktion fördern, sowie zurückgezogenere Bereiche, die durch Heckenpflanzungen Privatheit schaffen.


Nutzungen
Der Entwurf gruppiert die öffentlich wirksamen Nutzungen um den Generationenpark Gosheim.
Der Park wird dabei zur grünen Mitte, dient als Treffpunkt und bietet verschiedene aktive Nutzungsflächen und Kinderspiel. Das Hermle-Haus belebt den Ort mit einem öffentlichen Erdgeschoss. Zur Austraße orientiert sich der Bäcker, während der Engagementraum und die CoWorking Flächen zum Park ausgerichtet sind. In den oberen Geschossen beleben unterschiedliche Wohnformen das Haus und schaffen Synergien zwischen Wohnen, Arbeiten und den öffentlichen Nutzungen.
Das westliche Bestandshaus wird als „Wohnprojekt Generationenpark“ mit Mehrgenerationenwohnen genutzt. Im Erdgeschoss befinden sich Gemeinschaftsräume und eine Tagespfleg, welche sich zum Park orientieren. Verschiedenen Wohnnutzungen gliedern sich um halbprivate Wohnhöfe.

Erschließung
Die Erschließung folgt einer klaren Hierarchie, die den motorisierten Individualverkehr (MIV) auf den zentralen Flächen reduziert und Fuß- sowie Radverkehr priorisiert, ohne die Erreichbarkeit des Einzelhandels einzuschränken. Verkehrsberuhigte Zonen schaffen eine sichere und attraktive Umgebung, während neue Querungen und Platzgestaltungen auf dem Lembergplatz und in Rathausnähe die Orientierung erleichtern. Barrierefreie Wegeverbindungen garantieren allen Nutzergruppen eine komfortable Erreichbarkeit.
Revitalisierung Hauptstraße (Ideenteil): Die Hauptstraße wird umfassend neu interpretiert, um eine nachhaltige und lebendige Ortsmitte zu schaffen. Die Reduzierung der Fahrbahnbreite auf 6,5 Meter für den Begegnungsverkehr von Bussen und der Einsatz von durchgängigem, beigem Pflaster verleihen der Straße einen einheitlichen und ruhigen Charakter. Durch die Integration von Radverkehrsstreifen, die vom motorisierten Individualverkehr (MIV) überfahrbar sind, wird die Straße für alle Verkehrsteilnehmenden gleichermaßen nutzbar, ohne den Fuß- und Radverkehr zu benachteiligen.
Die Parkflächen entlang der Hauptstraße werden in durchgrüntes Rasenfugenpflaster integriert, das Versickerung ermöglicht und die visuelle Präsenz der Stellplätze reduziert. Dies schafft nicht nur mehr Platz für Begrünung, sondern trägt auch zur Reduzierung des städtischen Wärmeinseleffekts bei. Die zurückgewonnenen Flächen werden für großzügige Gehwege, Sitzbereiche und Aufenthaltszonen für die Gastronomie und Gewerbe genutzt. 112 neue Klima-Gehölze finden sich nach der Umgestaltung im Straßenraum und auf den Plätzen. Der Lembergplatz fungiert als sozialer Treffpunkte entlang der Straße. Er bietet eine Grünfläche mit Sitzmöglichkeiten, Fahrradstellplätzen und einer Bushaltestelle, sowie eine Wasserspiel. Vor dem Rathaus entsteht ein großzügiger Vorplatz, der durch klare Fassung und Begrünung strukturiert ist. Beide Orte fördern die Aufenthaltsqualität und beleben die Straße durch ihre Vielfalt an Nutzungen.

Ökologie und Nachhaltigkeit
Planzenverwendung und Retention: Die Pflanzenauswahl orientiert sich an den klimatischen Herausforderungen und setzt auf extensive, standortgerechte Arten, die Biodiversität fördern und Pflegeaufwand minimieren. Der Klima-Hain aus resistenten Laubbäumen bietet Schatten und reduziert städtische Hitzeinseln. Retentionsmulden entlang der Wege speichern Niederschlagswasser, ermöglichen Versickerung und reduzieren die Belastung der Entwässerungssysteme. Die Kombination aus robusten Materialien und durchdachter Bepflanzung schafft ein langlebiges, ressourcenschonendes Freiraumkonzept.
Architektur und Bestand: Der Entwurf prüft die Bestandsbauten auf eine nachhaltige und wirtschaftliche Umnutzung und führt somit einige Bestandsbauten in eine neue Zukunft. Im Fokus steht die Schaffung des mittigen großen Freiraum, welcher durch Zwei erhaltene Bestandsbauten gerahmt wird. Die Gebäude in Skelettbauweise können durch ihre einfache Tragstruktur, ohne große Umbauten und Kosten, verschiedene Nutzungen wie Wohnen, Arbeiten und Gastronomien Raum geben. Durch den Verzicht auf den kompletten Rückbau werden Abbruchkosten minimiert, Beton eingespart und durch den Erhalt von prägenden Elementen, wie der Stahlkonstruktion des Dachgeschosses, lebt die Identität des Ortes weiter.

Das Konzept versteht sich als Antwort auf die Herausforderungen der Ortsentwicklung: Es stärkt die Aufenthaltsqualität, die fußläufige Vernetzung und die soziale Interaktion im Dorfkern, indem es Räume für Begegnung, Aneignung, Bewegung und Ökologie schafft.

Phasierung
Das Projekt kann resilient aus unterschiedlichen Richtungen entwickelt werden, sodass auf zeitliche Abhängigkeiten und sich veränderte Bedarfe reagiert werden kann.
In einer ersten Phase kann durch einfachen Rückbau des Bestands direkt der qualitativ hochwertige Generationen-Park entstehen. Die erhaltenen Bestandsbauten werden saniert und rahmen und beleben diesen. Der Quartiershub kann flexibel und nach Bedarf gebaut werden.
Langfristig kann entlang der gebildeten Raumkanten mit vielfältigen Wohnformen nachverdichtet werden.

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