GQF - Quartier am Gleisbach
Zweiphasiger städtebaulich-freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb
Flensburg
2025
3. Platz
mit studiomauer
Städtebauliches Konzept:
Das Quartier am Gleisbach zeichnet sich durch eine einfache und resiliente Struktur aus, welche die Qualitäten des Ortes schützt und diese zu einem nachbarschaftlichen Quartier weiterentwickelt.
Das Wettbewerbsgebiet ist geprägt durch verschiedene Grünräume, die sowohl ökologisch als auch gestalterisch eine zentrale Rolle im Entwurf spielen. Die verschiedenen Grünflächen – der Gleisbach im Nord-Osten, der Willi-Merkel-Park als mittige grüne Kaltluftzone, sowie der Grünzug im Süden entlang der Gleise – prägen das Gebiet nicht nur funktional, sondern auch visuell. Insbesondere der gewachsene Baumbestand ist als wertvolles, erhaltenswertes Element in den Entwurf eingebunden.
Der Entwurf gliedert den Ort in Vier nachbarschaftliche, offenporige Wohnhöfe und einen zentralen Mobilitätshub am Eingang des Quartiers. Die Setzung bildet eine kraftvolle städtebauliche Kante aus, die den Wind der Kaltluftzone maßgebend leitet und welche sich im Inneren zu unterschiedlichen Freiräumen öffnet und Blickbezüge zueinander schafft.
Zwischen den Blöcken gliedern Blau-Grüne Retentionsräume den Entwurf, schaffen Habitatverknüpfungen zwischen dem Baumbestand des Gleisbachs und dem Willi-Merkel-Park und sorgen für einen Frischluftaustausch innerhalb der Nachbarschaften. Gleichzeitig dienen die Retentionsräume maßgeblich der Entwässerung bei Starkregenereignissen und fördern die ökologische Vielfalt und die Nachhaltigkeit des Projekts.
Die unterschiedlichen Nachbarschaften lassen sich in Phasen nacheinander entwickeln und sind durch sich wiederholende Typologien geprägt. So können Synergien im kostengünstigen Bau und systematischem Holzmodulbau auch auf kleinere Baugruppen übertragen werden und gleichzeitig vielfältige Nachbarschaften entstehen.
Das Zusammenspiel von versiegelten Flächen und großzügigen Retentionsmulden im Entwurfsgebiet beeinflusst positiv die schwierigen Bodenverhältnisse und entlastete den Gleisbach stark.

Erschließung und Mobilität:
Das Wettbewerbsgebiet wird über die Straße „Am Mühlenteich“ erschlossen. Private PKW fahren über die nord-östliche Einfahrt auf kürzestem Weg in die Quartiersgarage und halten somit das Quartier weitgehend autofrei. In unmittelbarer Nähe zum HUB befinden sich Kiss & Ride-Parkplätze für die Kita. Fußgänger- und FahrradfahrerInnen erschließen das Quartier zentral über die Kreuzung „Am Mühlenteich“ und „Mühlendamm“ in unmittelbarer Anbindung an den Hauptbahnhof Flensburg.
Die Parkpromenade im Süden der Bebauung folgt dieser und dem Willi-Merkel-Park und bildet das Rückgrat für die Erschließung der einzelnen Nachbarschaften. Im Süd-Osten schafft die Promenade den Sprung über den Gleisbach zu den östlichen Quartieren und bindet diese mit an. Durch die zentrale Lage des Parkwegs bleiben die Wohnhöfe autofrei und sind dennoch gut erschlossen. Die wassersensiblen Fugen müssen nicht befahren werden, was die Wohn- als auch die ökologische Qualität des Gebiets unterstützt.
Die Wohnhöfe werden über ein großzügiges „Eingangstor“ von der Promenade aus erschlossen. Die Wohnerschließung erfolgt maßgeblich von Innen, wodurch die gemeinschaftliche Atmosphäre gefördert wird. Die Höfe sind für die Feuerwehr zugänglich, Kurvenradien sind in der Durchfahrt, sowie in der Hofgestaltung berücksichtig und hinsichtlich der Versieglung optimiert und reduziert. Die befahrbaren Flächen werden mit Rasenwaben ausgeführt, sodass sie sich in das grüne Bild der Höfe integrieren.
Die Müllentsorgung erfolgt als Unterflursystem über den Parkweg, wodurch die Anfahrt zu den zentralen Müllstandorten unkompliziert und effizient gestaltet wird, ohne dass dies die inneren Wohn-Nachbarschaften stört. Über den ansteigenden Weg wird auch die südöstliche Nachbarschaft erschlossen, vor welcher in einem großen Radius gewendet werden kann.
Entlang des Parkweges finden sich wohnungsnah, in gleichmäßigen Abständen, barrierefreie PKW-Stellplätze für Menschen mit Beeinträchtigung. Das Konzept von Parkweg und direkter Erschließung der Quartiersgarage sorgt dafür, dass das gesamte Quartier autofrei bleibt, was zu einer erheblichen Steigerung der Lebensqualität und Nachhaltigkeit beiträgt.
Nutzungskonzept:
Das Gleichbachquartier ist als Wohnquartier mit unterschiedlichen Gebäudetypologien entworfen. Die Bebauung ermöglicht diverse Wohnformen mit einem Fokus auf kleineren bis mittleren Wohngrößen. Geförderter Wohnungsbau kann gleichmäßig über das Quartier verteilt werden. Im Norden sammelt der Quartiershub den ruhenden Verkehr und hält so das Quartier weitestgehend autofrei. Das Erdgeschoss des Hub`s ist offen und belebt und bietet eine Vielzahl von öffentlichen Angeboten wie die Sharing-Garage, die Werkstatt und eine Paketstation, die auch den angrenzenden Quartiersplatz bespielen. Langfristig lässt sich der Stahlskelettbau in Mikroapartments und Büroräume umnutzen.
Am nördlichen Eingang des Quartiers bildet die Bebauung einen Platz aus, welcher durch verschiedene Kleingewerbe, wie Café und Bäcker belebt wird. Zentral ist an dieser Stelle auch die Kindertagesstätte, sowie deren Freiraum. Entlang der Querverbindung zu den östlichen Nachbarschaften finden sich weitere kleinere Gewerbeflächen für Nachbarschaftsvereine. Die südlichen privaten Gewerbeflächen sind als Campus gestaltet und können unabhängig von der nördlichen Wohnbebauung entwickelt werden.

Im nördlichen, ruhigen Bereich des Gebiets liegt das naturbelassene Biotop „Gleisbach“, das als wertvoller grüner Rückzugsort für Flora und Fauna fungiert.
Freiraumkonzept:
Der Einfluss von Kaltluftkorridor, Schallemission und erhaltenswertem Baumbestand prägt den Entwurf maßgeblich. Im nördlichen, ruhigen Bereich des Gebiets liegt das naturbelassene Biotop „Gleisbach“, das als wertvoller grüner Rückzugsort für Flora und Fauna fungiert. Im Süden bildet die neue, aktive Parkanlage „Willi-Merkel-Park“ das öffentliche Zentrum der neuen Nachbarschaften und reagiert mit ihrer Ausrichtung auf den anfallenden Lärm durch die Gleise und das Kühlhaus. Diese Ausrichtung fördert nicht nur die Nutzung des Parks, sondern dient auch der Lärmreduktion und Schaffung eines angenehmen Mikroklimas. Die Parkanlage zeichnet sich durch Großzügigkeit, den bestehenden Baumbestand und weitläufige, nutzungsdiverse Angebote aus. Neben mobilen Fußballtoren gibt es zwei thematische, verschattete Spielbereiche für Kinder unterschiedlichen Alters und einen zentralen Gemeinschaftsgarten. Der Park teilt sich entlang des Höhenversprungs in unterschiedliche Pflegestufen. Der Spiel- und Sportrasen mit intensiverer Pflege und das Wiesenband mit zweimaligem Mahd-Zyklus. Zwischen den Wohnhöfen finden sich großzügige Retentionsbereiche, die als Habitaträume auch Tieren ein Zuhause geben. Die direkte Nähe zu den Innenhöfen und der Übergang zum Gleisbach lässt auch hier ein angenehmes Mirkoklima entstehen, dass sich in die unmittelbare Nachbarschaft ausbreitet.
Das Zusammenspiel von versiegelten Flächen und großzügigen Retentionsmulden im Entwurfsgebiet beeinflusst positiv die schwierigen Bodenverhältnisse und entlastete den Gleisbach stark. Die sensible Setzung ermöglicht es nahezu alle Bäume zu erhalten und zeitgleich eine hohe bauliche Dichte zu erzielen. Dadurch wird die natürliche Umgebung geschützt, während gleichzeitig ein funktionales und dicht bebautes Quartier entsteht. Die Kombination aus ökologischer Sensibilität und städtebaulicher Effizienz sorgt für ein nachhaltiges und lebenswertes urbanes Umfeld.
Phasierungskonzept
Das Quartier kann sich in einfacher Weise vom Eingang im Nord-Westen Richtung Landschaft im Süd-Osten entwickeln. Der Hub als modularer Stahlbau kann sich hinsichtlich der Mobilitäts-Bedarfe nach oben hin erweitern und langfristig umgenutzt und umgebaut werden. Die erste Phase stellt durch den Bau der ersten Hub-Etagen, sowie den Wohnblock Eins bereits den prägenden Quartiersplatz her. Die Drei weiteren Baublöcke können sich nach und nach mit den jeweiligen Grünräumen entwickeln.
Die Gebäude sind in einem sich wiederholendem Modulbausystem entworfen, sodass auch eine Holzbauweise und eine wirtschaftliche Wiederholbarkeit möglich wäre. Die Parzellen lassen zudem eine einfache Realteilbarkeit zu, sodass auch kleinere Träger und Baugruppen in spannenden Konzeptverfahren das Quartier bereichern können.
Die südlichen privaten Gewerbeflächen sind als Campus gestaltet und können unabhängig von der nördlichen Wohnbebauung entwickelt werden.
Wasserwirtschaftliches Konzept:
Der Willi-Merkel-Park fungiert als natürlicher Retentionsraum und bildet durch die Topographie im Bereich zur Promenade eine Senke aus. Parkpromenade und Wohnblöcke liegen ca. 20 cm höher als der umgebene Parkraum und werden durch eine Betonstufe mit Überläufen gefasst. Bei Starkregenereignissen wird das Wasser des Parkes kaskadenartig über die offenen Retentionsbiotope bis zur östlichen Mulde geleitet. Auf dem Weg dahin wird bereits ein Teil des Wassers verdunstet.
Die Höfe sind wassersensitiv gestaltet, die Belagsmaterialien offenporig. Kleine, flache Regengärten machen Regenereignisse erleb- und bespielbar. Zisternen speichern Wasser und können dieses zur Bewässerung des gemeinschaftlichen Hofes und zur Verwendung im Haushalt nutzbar machen.
Die offenen, grün-blauen Retentionsbiotope rhythmisieren das städtebauliche Konzept, sorgen für Frischluftaustausch und dienen als flache und sichere Anstaufläche für Starkregenereignisse. Kaskadenartig wird hier Wasser gesammelt und die Verdunstungsfläche maximiert. Die offenen Mulden sind extensiv bepflanzt und miteinander verbunden. Sie tragen zu einem günstigem Mikroklima bei und unterstützen die biologische Vielfalt der Flora und Fauna im Quartier.
Das östliche Muldenband ist teilweise geöffnet und bietet weitere Verdunstungszonen. Bei Jahrhundertereignissen wird Wasser in Richtung der Zwei Steuerungsbauwerke geleitet.
Durch die geringe Versiegelung und die großen Anstauflächen im Quartier können auch Starkregenereignisse aufgenommen werden. In seltenen Fällen von Jahrhundertereignissen leiten Zwei Steuerungsbauwerke Wasser ab.
Gründächer auf der Bebauung, verringern die Hitzebildung, nehmen Wasser auf, verdunsten dieses und geben es zeitverzögert über betriebssichere Drosselungen in die Höfe & Stiche ab.



















