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BCW - Neugestaltung Kodak-Areal

städtebaulicher & freiraumplanerischer Realisierungswettbewerb

Stuttgart

2024

Anerkennung

mit BJP & Paweł Floryn

Städtebauliche Leitidee
Auf dem ehemaligen Kodak-Areal in Stuttgart Wangen entsteht ein neues Innovationsquartier mit Modellcharakter für die innovative Kombination von Wohnen, Arbeiten, Produktion und Erholung. Der Entwurf zeichnet sich durch eine hohe bauliche Dichte, eine vielfältige Nutzungsmischung sowie naturnahe Frei- und Aufenthaltsräume aus. Durch seine robuste, städtebauliche Struktur, kann auf verschiedene Nutzungsanforderungen und zukünftige Veränderungen flexibel reagiert werden. Die städtebauliche Struktur mit klar definierten Freiräumen, besteht aus stark durchmischten Clustern, welche sich wiederum aus unterschiedlichen hybriden, zirkulären und innovativen Bebauungstypologien und Nutzungen zusammensetzen. Die Strukturen umschließen den zentralen Quartiersplatz, der im Herzen des Quartiers dasselbige verbindet und die linearen Grünräume durch das Quartier anschließt. Über dieses Netz gewinnt das Quartier seinen hohen Gemeinschaftswert und seine Anschlussfähigkeit an Wangen, das Zusammenwachsen des Quartiers mit seiner Umgebung trägt. Durch die unterschiedliche Adressbildung, die sorgfältige Nutzungsverteilung sowie das Angebot an gemeinschaftlichen Infrastrukturen, kann die direkte Mischung von Wohnen und Arbeiten verträglich gestaltet werden.

In den produktiven Einheiten, wird gearbeitet, sich ausgetauscht und Synergien geschlossen. Die zwischen den Clustern liegenden linearen Grünräume geben dem Quartier seine Adressen und bieten wohnungsnahe Spiel- und Aufenthaltsbereiche. Die Quartiersmitte, als Quartiersplatz im Herzen des Areals fungiert als Treffpunkt und Mittelpunkt. Die über die Realisierungsphasen wohl ausgewählten initialen Bausteine, geben dem neuen Quartier, bereits im frühen Stadium eine neue und eigenständige Identität.

Die so geschaffene, neue Stadtwerkstatt Wangen erkennt die soziokulturelle und ikonografische Bedeutung des ehemaligen Kodak-Areals an und arbeitet existierende Narrative von der Entwicklung des Stadtteils in eine positive Zukunftserzählung für das neue Innovationsquartier in Wangen ein. Die Narrative werden auf den unterschiedlichen Maßstabsebenen des Quartiers konzeptualisiert und beschreibt atmosphärische, konstruktive, ikonografische, ökonologische und funktionale Dimensionen. Die städtebauliche Struktur des neuen Quartiers auf dem ehemaligen Kodiak-Areal knüpft an die erhaltenen Strukturen des einstigen Unternehmens an. Durch sie wird die Form und Proportion der neu gestalteten Einheit definiert und zum Leben erweckt. Mit der Wangener Stadtwerkstat entsteht ein offenes und markantes Viertel mit hoher städtebaulicher Dichte, harmonisch integriert in die Umgebung mit vernetzten und intensiv gestalteten Grünräume und auf gemeinsame Nutzung und Integration ausgerichtete urbane Freiräume. Identitätsstiftende Architektur- und Freiraumkonzepte fügen sich zu einem lebendigen Mosaik zusammen, das Raum für unterschiedliche Lebensstile, soziale Schichten, Co-Working, gemeinsam genutzte Infrastruktur und verschiedene Generationen schafft. Die städtebauliche Entwicklung bildet dabei eine strukturelle und inhaltliche Brücke zwischen den umliegenden Bebauung und dem westliche angrenzenden Landschaftsraum und gliedert sich wie selbstverständliche in den Wangener Stadtraum ein.

Im Zentrum des Konzepts stehen klar die großen ökologischen Zukunftsfragen, auf die realistische und pragmatische, aber dennoch visionäre Antworten gefunden werden. Grundsatzfragen der Biodiversität, der Flächenversiegelung, der Energiegewinnung, des Wassermanagements, des zirkulären Bauens und des Einsatzes nachhaltiger Baumaterialien werden durch ganz konkrete ineinandergreifende Vorschläge zu einem schlüssigen Gesamtkonzept zusammengeführt. Auf diesem Fundament entsteht aus der DNA des alten Kodak-Areals die "Stadtwerkstatt Wangen", die als Innovationsquartier Strahlkraft für die gesamte Tallängsachse Stuttgart-Ost entwickelt.

Für das Kodak-Areal sind seine Grün- und Freiräume raumprägend und verleihen ihm einen einmaligen Charakter. Ausgehend von den westlich gelegenen Grünräumen, die das Quartier umschließen, durchqueren Grünverbindungen in Form von Grünen Gassen das Kodak-Areal bis zur Hedelfinger Straße.

Nutzungen und Funktionen
Das Kodak-Areal besticht durch seine vielfältige Nutzungsmischung. Das Quartier vereint innovative Wohn- und Arbeitsformen mit einem hohem Arbeitsplatzangebot in Zukunftsbranchen mit zahlreichen Lern- und Qualifizierungsangeboten. Für die Durchmischung des Quartiers werden geteilte Infrastrukturen sowohl für das gewerbliche als auch für das Wohnumfeld zur Verfügung gestellt. Gemeinsame Kantinen, Co-Working Spaces, Veranstaltungsfläche, Fitness- und Sharing-Angebote prägen das Bild des produktiven, durchmischten Quartiers. Dabei werden neue Wohnformen für z.B. Singlehaushalte, Paarhaushalte, Familien und Wohngemeinschaften geschaffen, die sich mit inklusiven Wohn- und Lernformen mischen und den Austausch der Generationen erlauben. Neben einer demografischen Durchmischung wird auch eine soziale Durchmischung durch geförderten Wohnungsbau realisiert. Im Sinne des New-Work entstehen Co-Working-Spaces, die individuelles, vernetztes und flexibles Arbeiten ermöglichen. Hierdurch wird ein attraktives Arbeitsumfeld geschaffen. Der Entwurf schafft es die Einbindung eines baulich integrierten Baumarktes mit ergänzenden Büroflächen zu forcieren und dabei ein Zusammenspiel mit den umgebenden Nutzungen zu schaffen, welches soziokulturelle Verflechtungen mit einem Jugend- und Werkstattraum im „Baumarkt der Zukunft“ schafft. Ergänzendes Gewerbe wird an der Hedelfinger Straße angesiedelt, wohingegen Wohnnutzungen und sensible Einrichtungen, wie die Kita, sich im beruhigten Innenbereich befinden. Zum Ort des Austausches werden das Community Haus und der zentrale Quartiersplatz entwickelt. Zusätzliche Kultur- und Freizeitangebote sowie ein Hotel ziehen in das ehemalige Verwaltungsgebäude des Kodak-Areals ein. Durch belebte Erdgeschosszonen wird eine ganztägige Belebung des Quartiers angestrebt. Der abschließende Baustein des Quartiers bildet der Mobilitätshub im Süden, welcher neben dem Platz für den ruhenden Individualverkehr auch Platz für den zu integrierenden Nahversorger lässt und in dessen Umfeld und Dachlandschaft Sport und Spiel thematisch eingebunden sind.

Grün- und Freiraum
Für das Kodak-Areal sind seine Grün- und Freiräume raumprägend und verleihen ihm einen einmaligen Charakter. Ausgehend von den westlich gelegenen Grünräumen, die das Quartier umschließen, durchqueren Grünverbindungen in Form von Grünen Gassen das Kodak-Areal bis zur Hedelfinger Straße. Diese sind als multifunktionale Bewegungsräume gestaltet, die Aufenthaltsqualitäten für verschiedene Generationen bieten. Zudem verbinden sie neu einstehende Biotope mit denen der Wangener Höhe. Die intensive Begrünung setzt sich auch an der Hedelfinger Straße fort, sodass diese den Charme eines Boulevards annimmt. Ergänzt wird diese Atmosphäre durch punktuelle Pocket-Parks. Einen Ankerpunkt für das öffentliche Leben bildet der Quartiersplatz im Zentrum. Ein Mix aus Bestandsbepflanzung und Neupflanzungen wirkt sich positiv auf die Aufenthaltsqualität aus und sorgt für eine adäquate Beschattung. Unterschiedliche Erdgeschossnutzungen und Straßenmobiliar laden zum Verweilen ein. Durch ausdifferenzierte und intensiv begrünte Grün- und Freiräume wird das nachbarschaftliche Miteinander gestärkt.

Mobilität und Erschließung
Das neue Quartier auf dem Kodak-Areal wird im Rahmen der Mobilitätswende entwickelt. Die Erschließung erfolgt über die bestehende Hedelfinger und Kemptener Straße. Der ruhende Verkehr wird ausschließlich in einem Mobilitäts-HUB und zwei Tiefgaragen an den Randbereichen untergebracht. Ein reduzierter Stellplatzschlüssel wird angewendet. Dadurch ist ein weitestgehend autofreies und verkehrsberuhigtes Quartier möglich. Lediglich Fahrzeuge des Rettungswesens sowie der Ver- und Entsorgung haben Zugang. Die innere Erschließung ist somit dem NMIV vorbehalten. Eine zentrale Quartiersachse verbindet alle Bausteine des Kodak-Areals. Fuß- und Radwege ermöglichen ein sicheres und zügiges durchqueren des Quartiers im Sinne der Stadt der kurzen Wege. Fahrradabstellanlagen sind in den Eingangsbereichen der Gebäude integriert und bieten Platz für Lastenräder. Sharing-Angebote und E-Ladeinfrastruktur sind obligatorisch in den Stellplatzoptionen für NMIV und MIV. Kombiniert werden die individuellen Verkehrsformen mit dem ÖPNV, allen voran der U-Bahnhaltestelle Hedelfinger Straße. Das Angebot führt zu einem reduzierten MIV-Aufkommen.

Ein Mix aus Bestandsbepflanzung und Neupflanzungen wirkt sich positiv auf die Aufenthaltsqualität aus und sorgt für eine adäquate Beschattung.

Klima, Umwelt und Energie
Das Kodiak-Areal wird in Anbetracht des Klimawandels klimaadaptiv geplant. Um Starkregenereignissen besser zu begegnen, dienen Grünflächen als Retentionsflächen. Diese dienen ebenso als Verdunstungsflächen bei Hitzeereignissen und als Frischluftschneisen zur Belüftung des Quartiers. Hierdurch wird das Mikroklima positiv beeinflusst und die Lebensqualität der Bewohner*innen gefördert. Neben den Erhalt von einigen Bestandsgebäuden werden Neubauten aus recycelten und CO2-bindenden Rohstoffen errichtet. Diese Maßnahmen richten sich nach den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft, mit dem Ziel eines verringerten Einsatzes grauer Energie. Die Flachdächer werden, sofern sie nicht aktiven Nutzungen zugeführt, mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. Ein Stromspeicher im Mobilitätshub dient als zentraler Speicher für überschüssige Energie. Wärmepumpen sorgen für eine energieschonende Wärmeversorgung. Durch defensive Bebauung wird die Lärmbelastung für Wohnnutzungen und sensible Einrichtungen, wie der Kita, auf ein Minimum reduziert. Nach Möglichkeit sind Wohnungen und private Außenbereiche so ausgerichtet, dass die Bewohner*innen viel natürliches Sonnenlicht abbekommen. Passive Sonnenschutzmaßnahmen ermöglichen eine individuelle Beschattung des Privaten.

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