LLW-Landesgartenschau Lutherstadt Wittenberg
Wettbewerb, Lutherstadt Wittenberg, 2023
Teilnahme
mit Nolte Gehrke Landschaftsarchitekten & studiomauer
Neue Wege an die Elbe
stadtLAND, wasserLAND, zeitenLAND
Die Lutherstadt Wittenberg hat eine bewegte Historie, die sich auch durch ein besonderes Verhältnis zur Elbe begründet. Von der Stadtgründung an, über die Entwicklung zur Residenzstadt, bis hin zur florierenden Entwicklung in der Nachwendezeit zeigt sich ein wechselhaftes Bild von Nähe und Abstand zwischen der Flusslandschaft und der Stadtlandschaft. Das Leben von dem Fluss hat sich zu einem Leben mit und schlussendlich zu einem Leben bei dem Fluss entwickelt. Die klare und vermeintlich einfache Trennung von „drinnen“ und „draußen“, unterstrichen und manifestiert durch Stadtmauern, Bastionen, Infrastruktur und Verkehrstrassen führte über Jahrhunderte zu einer Distanziertheit die die Lutherstadt zur Stadt „bei“ und nicht „an“ der Elbe werden lies.
Konzept
Das Entwurfskonzept zur Landesgartenschau verfolgt das Ziel diese Grenze porös werden zu lassen, neue Wege an die Elbe zu schlagen und den städtischen Raum stärker mit den Landschaftsraum der Elbauen zu verbinden, ohne jedoch die Eigenheiten und Schutzwürdigkeit einzuschränken. Hierfür bedarf es eines Eintauchens des stadtLANDs in die Elbauen, wie auch eines Überschwappens des wasserLANDs über die Grenzen der Stadt. Die historisch und materielle Relevanz von Stadt & Landschaft wird durch punktuelle Interventionen gewürdigt, inszeniert und erlebbar gemacht - dem zeitenLAND. Durch Überschneidungen der drei etablierten Sphären entstehen spannende neue Freiraumtypologien mit ortsspezifischen, identitätsstiftenden und raumprägenden neuen Verbindungen, die das städtische Gewebe neu mit dem landschaftlichen Ursprung verbinden und die Historie Wittenbergs - insbesondere in Bezug auf die Elblandschaft - innovativ herausarbeiten. Im Rahmen der Landesgartenschau entstehen somit zwei neue, stadtweite Infrastrukturen, die einen nachhaltigen, dauerhaften Einfluss auf die Entwicklung der Gesamtstadt und des Landschaftsraums Elbe haben: Der LGS-Rundweg, der den Bahnhof, über die Speckebachpromenade das neue Stadtquartier, die Elbwiesen, Uferpark und die Wallanlagen mit dem Innenstadtbereich und seinen historisch relevanten Bauten und Gartenanlagen verbindet und die Elbachsen, die entlang der Stadttore neue Landschaftsverbindungen zum Elbhafen, dem großen Anger und dem Elbquartier schlagen und durch die LGS herausgearbeitet und gestärkt werden sollen.
Die Verbundenheit von Stadt, Wasser und Historie wird somit folgerichtig zur thematische Setzung der Landesgartenschau und spiegelt sich in räumlichen Bildern, erlebbaren Elementen und innovativen Vegetationskonzepten wieder. Während der Gartenschau ziehen sich „Elbkiesel“ in Form von ovalen Pflanzinseln, Platz- und Themenflächen, Zukunftsgärten und Ausstattungselementen wie Sitzkieseln durch den Wittenberger Stadtraum und lassen trotz eingeschränkter Sichtverbindung die Nachbarschaft zum Elbraum erfahrbar werden. Punktuelle und temporäre urbane Interventionen bespielen parallel behutsam den Landschaftsraum der Elbauen, präsentieren ehemalige Nutzungen und Bewirtschaftungsformen und machen die räumliche Weite der Landschaft über künstlerische Interventionen in Form einer Open-Air-Galerie und Bühnen für Performances erfahrbar. Die neuen Setzungen der Landesgartenschau begreifen sich dabei als Areale für Zukunftsthemen der Stadtentwicklung und lassen die Lutherstadt für das Jahr 2027 und darüber hinaus zum Experimentierraum werden.
Zukunftsthemen
Die Landesgartenschau muss sich als Großveranstaltung den zukünftigen Themen der Stadt- und Landschaftsentwicklung stellen und innovative Lösungsvorschläge für andere, vielseitige Verbindungen zwischen Mensch, Natur und Konsum präsentieren und einer breiten Besuchendenschaft auf anschauliche und verständliche Weise vermitteln. Die Gartenschau setzt sich daher die folgenden vier Zukunftsthemen:
(1) Ökologie und Umwelt
Die Bauarbeiten der Landesgartenschau und dauerhaften Infrastrukturen bedingen Eingriffe in den Landschaftsraum der Elbauen und sensible Habitate. Anstelle von Ausgleichsmaßnahmen setzt das Konzept darauf frühzeitig die bestehenden Habitate zu sichten und zu sichern, Verknüpfungen herzustellen und Symbiosen menschlicher und nicht-menschlicher Lebensräume zu generieren. Daher wird bei der Entwicklung des neuen Uferparks sensibel auf die Dimensionierung geachtet und ein neuer, landschaftlicher Korridor zwischen Elbquartier und Elbwiesen erzeugt, sowie Info-Stationen und Beobachtungspunkte in der Hartungschanze, den Elbwiesen und dem großen Anger installiert.
(2) Partizipation und Beteiligung
Die Landesgartenschau soll auch eine Veranstaltung von und mit den WittenergerInnen werden. Private Initiativen, Vereine und Organisationen werden bei der Entwicklung und Präsentation eingebunden, generieren neue, durch lokales Wissen gestützte Ideen und erhalten die Möglichkeit im Rahmen der „Offenen Wittenberger Gartenpforte“ eigene, private Gartenräume zu präsentieren. Dabei werden auch neue Orte ausgehandelt und erschlossen, wie die Friedhöfe, der Kleingartenpark oder eine Förderkulisse für Stadtteilgärten.
(3) Blau-Grüne Infrastruktur und Stadtentwicklung
Die Auswirkungen unserer Lebensweise auf das Klima und unsere Umwelt sind allgegenwärtig und die Konsequenzen der Klimakrise werden in den kommenden Jahren auch weiter die Stadtbewohnenden einschränken. Um Städte zukunftsfähig als attraktive Lebensräume zu erhalten bedarf es einer Anpassung und Flexibilisierung des Umgangs mit Stadtgrün und Wassermanagement in der Stadtentwicklung und resultieren in der Integration der Gartenschau in ein stadtweites Konzept zur dauerhaften Entwicklung einer Blau-Grünen Infrastruktur und konkrete Maßnahmen für die Umgestaltung der neu zu planenden Stadtplätze, wie auch der Entwicklung des Elbquartiers.
(4) Material, Energie und Recycling
Maßgabe bei der Konstruktion der temporären Gärten, aber auch der dauerhaften Anlagen ist die Verwendung von Vorgefundenem und bereits verwendetem Material um den Fußabdruck der Interventionen zu minimieren. Exemplarisch dafür werden bei der Landesgartenschau Baumaterialien aus zweiter Nutzung verwendet und bei der Konstruktion auf Rezyklierbarkeit geachtet. Die Gartenschau wird zu einem temporärer-manifestierten Zustand des Materials, der sich anschließend flexibel neu verarbeiten lässt. Dafür erhalten die Materialien im Bestand einen Materialpass und werden katalogisiert, währender Gartenschau im Materialspeicher ausgestellt und in den Zukunftsgärten und Wegeflächen verarbeitet. Anschließend erfolgt die Weiterverwendung bei den Baumaßnahmen zum Elbquartier oder anderen nahegelegenen Baustellen.
Orte Daueranlage
Der Rundweg verbindet neue und bestehende Freiräume der Lutherstadt miteinander, wertet diese auf und bindet sich zur Orientierung in das bestehenden Leitsystem der Stadt ein. Das Resultat ist eine Freiraumsequenz aus einzelnen, unterschiedlichen und individuellen Freiraumtypologien, die abwechslungsreich Orte großer Dichte mit Räumen großer Weite verbinden und den Sprung von Stadt zu Landschaft und zurück schafft. Durch die Anbindung an bestehende Wegeverbindungen gibt es zahlreiche Abkürzungen oder die Option über großen Anger, Elbradweg oder den Elbhafen die Strecke zu erweitern und neue Orte mit einzubinden.
Speckebachpromenade
Die Speckebachpromenade entlang des Bahnseitengrabens stellt den Auftakt für den Rundweg dar. Die geplante Staudenpflanzung wird mit in das Konzept einbezogen und durch neue Gehölzpflanzungen, wie der Reihe aus gemischten Klimabäumen, ergänzt. Entlang des Grabenverlaufs werten neue Poket-Plätze die Wegeverbindung auf und ermöglichen über Trittsteine und Sitzstufen den Zugang zum Bach. Über die neue Brücke und Toranlage schließt der Rundweg an den Bereich des neuen Friedhofs an.
Friedhöfe
Respektvoll und mit minimalen Eingriffen werden die Friedhöfe in den Rundweg eingebunden. Pietätvolle Kunstinstallationen und gedeckte Pflanzstreifen weisen den Weg entlang der Fiedhofsachse und schaffen auch für die Stadtenwicklung eine Grundlage zur Diskussion über die zukünftige Rolle von Friedhöfen als öffentliche, innenstadtnahe Freiräume und deren zukünftiger Nutzung.
Elbquartier
Das neu entstehende Elbquartier spannt sich zwischen zwei unterschiedlichen Stadtplätzen auf. Dem Patz an der alten Kaimauer als urbanem Schwammplatz mit großer Retentionsmulde, extensiver Bepflanzung als Experimentier- und Spielraum, sowie Wasserzugang über eine Steganlage und dem grünen Quartiersplatz mit Aktiven Nutzungen, Kleinkindspiel, extensiven Blühwiesen und de Bienengarten mit Café und Aussichtsturm. Die Planungen des Quartiers wurden nur minimal adaptiert und weisen neben Raingardens entlang der Straßen nun auch großzügige Retentionsräume auf den grünen Gemeinschaftsflächen aus. Die Wassersportgemeinschaft wird über einen Stichweg und die neue Hochwasserschutzanlage angebunden und erhält kleine, subtile Zuwegungen, die eher Bewohnende als Touristen auf dem Elberadweg ansprechen. Entlang des Elberadwegs werden Eschenhaine nach historischem Vorbild auf der Schutzanlage angepflanzt und verbinden die beide Stadtplätze für Radfahrende und FußgängerInnen miteinander.
Kuhlache / Uferpark
Die Kuhlache wird zum neuen, urbanen Uferpark mit intensiven Nutzungen, ökologischen Erfahrungsräumen und großzügigen Wiesenflächen ausgebaut und orientiert sich in ihrer Dimensionierung an den bestehenden Betonplatten um die Pappelallee, die sukzessive durch neue Zukunftsbäume ersetzt wird einzubinden und einen neuen Korridor zwischen Quartier und extensivem Uferpark als Habitatverknüpfung zu öffnen. In Zeitfenstern werden die bestehenden Betonplatten aufgearbeitet, gesichert und als Relikt vergangener Nutzungen ausgestellt und in neue Nutzungen in Form eines Skateparks, Treffpunkts und Grillstationen integriert. Der Speckebach wird geöffnet, bietet zusätzliches Retentionsvolumen und wird mit Sitzstufen, einem Balkon und Trittsteinen mit in die Parkgestaltung integriert. Diesem öffentlichen Bereich mit direktem Zugang folgt im Verlauf des Baches und im Bereich der Hartungschanze eine eher zurückhaltende Zugänglichkeit der Gewässer über Stege und Abstand zu Flora und Fauna. Infostationen erläutern die Habitatfunktionen und die historische Einbindung der Wasseranlagen. Spiel- und Sportangebote im Park befinden sich in Distanz zu den Habitaten und dem neuen Elbquartier und orientieren sich als lärmintensivere Nutzungen an der Schallschutzanlage aus Lehmwänden und Betonbruch entlang des Dresdner Rings.
Extensiver Uferpark / Elbauen
Die Elbwiesen werden durch minimalinvasive Eingriffe mit in die Parkgestaltung integriert und bieten Räume zur Landschaftserfahrung und Spaziergänge. Beständige Wege und robuste, hochwasserfeste Ausstattung erzeugen einen dauerhaften, zurückgezogenen Raum, der eine landschaftliche Verbindung vom Elbquartier bis zum Großen Anger aufbaut. Zwei Plattformen an den Buhnen ermöglichen den Zugang zur Elbe.
Kleingartenpark:
Die Wallanalgen werden als zusammengehöriges Freiraumnetzwerk aus unterschiedlichen Zeitschichten und mit einer differenzierten, abwechslungsreichen Nutzungsstruktur begriffen. Auf räumlich dichte Bereiche folgen offene Raumeinheiten mit unterschiedlichen Charakteren. Durch die Öffnung der Kleingartenanlage zu einem Kleingartenpark kann der Lückenschluss in den Wallanlagen hergestellt und eine neue Freiraumtypologie im Herzen der Stadt für Bewohnende und BesucherInnen erschlossen werden. Ziel der Umgestaltung ist eine bessere Durchwegbarkeit, der Anschluss an die umgebenden Stadträume und Anbindung des Stadtgrabenteichs, wie auch das wahren der Kleinteiligkeit und der Qualitäten der Kleingartensiedlung. Entlang der gemeinschaftlichen Flächen öffnen sich die Wegeachsen zu breiten, öffentlich zugänglichen Parkräumen mit Gärten, Obsbaumhain, Baumreihen und Informationsstation zur Bastion Donnersberg und der Bastionsmauer. Im Herzen des Parks entsteht am neuen Vereinsheim ein, grüner Platz mit multifunktionaler Rasenfläche und Raum für Außengastronomie am Wasser. Der Stadtbalkon ermöglicht die Aussicht auf die Stadtsilhouette und den Zugang zum Stadtgrabenteich. Durch die Offenlegung des Stadtgrabens entsteht eine einladende Bachlandschaft mit Sitz- und Ruheorten, dem Spielbereich „Elbkiesel“ und Blühaspekten, die als Daueranlage von der Landesgartenschau erhalten bleiben.
Sportpark und Wallanlagen:
Dem Rundweg folgend wird ein neuer Anschluss an den Sportpark hergestellt. Das bestehende Stadion öffnet sich partiell mit teilöffentlichen Sportnutzungen, sowie baumbestandenen, schattigen Aufenthaltsbereichen und die Blühwiese wird mit in das Konzept integriert. Entlang der bereits intensiv gestalteten Wallanlagen nimmt sich der Rundweg zurück und verläuft entlang der bestehenden Wege.
Eunikepark:
Durch Restaurierung und Überarbeitung zeigt sich der Eunikepark als herausragendes Exempel einer Parkgestaltung des 19. Jahrhunderts. Der Rundweg verläuft entlang der bestehenden Wege und bindet Highlights wie Schwanenteich, Staudengarten und Tierpark mit ein.
Stadtschau:
In der Stadtschau werden zentrale Orte der Stadtgeschichte Lutherstadt Wittenbergs angebunden und bestehende Stadträume werden durch dauerhafte Aufwertungen in neuem Licht dar präsentiert. Vom Rundweg aus können hier verschiedene Wege durch die Stadt zum Bummel, Einkauf oder Restaurantbesuch gewählt werden.
Bahnhof:
In Höhe des Lutherhauses schließt der Weg Richtung neu gestalteter Bahnhofspromenade an und ermöglicht TouristInnen somit dauerhaft einen schwellenlosen und einfachen Besuch der Lutherstadt abseits des MIV.
Großer Anger:
Der Große Anger als Verbindungsraum und Puffer zwischen Stadt und dem Landschaftsraum der Elbe bekommt besondere Aufmerksamkeit um auch nach 2027 als ökologischer Naherholung- und Elberfahrungsraum zu dienen. Die weitläufige, zurückhaltende Fläche, die geprägt ist durch Weideflächen, nasse Wiesenauen und Landwirtschaft wird durch die Gartenschau neu erschlossen, in Szene gesetzt und erfahrbar gemacht, ohne jedoch ihre spezifischen Eigenheiten zu verlieren. Kleine Eingriffe und lokale, zurückhaltende Interventionen ermöglichen ein Betreten für alle Besuchenden, werfen neue Blicke auf und verdeutlichen die historische Bewandtnis des Raumes für die Lutherstadt. Den Auftakt von der Stadt kommend bildet der umgestaltete Bahn- und Bundestraßenübergang an der B2. Lehmwände dienen als neuer Schallschutz, beheimaten Vögel und Insekten in ökologisch wertvollen Habitaten und öffnen partiell Blicke in den Landschaftsraum. Der Korridor vom Marktplatz über das Elbtor zum Bahnhof wird als Elbachse erschlossen, zieht sich, von Blühbänden begleitet, über die Infrastrukturen und öffnet sich im Auftaktplatz zum großen Anger. Der Blick in die Landschaft wird durch die Aussichtsplattform gefasst und in historischen Kontext gesetzt, eine Fahrradstation ermöglicht das erkunden des Raums mit Leihrädern, neu geschaffene Blühaspekte leiten dafür den Weg zur Elbe. Entlang der Wege befinden sich Kunstinstallationen als Open Air Galerie, die sich in den säumenden Mähstreifen präsentieren oder die Weite der Fläche raumgreifend bespielen und optional auch nach der LGS bestehen bleiben können. Die Beschaffenheit des Weges reagiert auf die Boden-, Höhen- und Hochwasserlage und besteht entweder aus Betonplatten oder kleinen Stegen. Der alte Treidelpfad verbindet die Interventionsorte im Süden entlang der Elbe und erschließt zwei Buhnen für zurückhaltende öffentliche Nutzungen. Entlang des Anger-Rundwegs gibt es die Möglichkeit entlang der Elbwiesen zum Uferpark zu gelangen oder den Abzweig Richtung Badefloss am Elbhafen zu nehmen.
Ausstellung
Während der Landesgartenschau präsentiert sich die Lutherstadt Wittenberg als bunte, bürgernahe und zugängliche Stadtlandschaft mit direkter Nähe zu beeindruckenden Landschaftsräumen. Um die Räume dauerhaft besser miteinander zu verbinden werden die bestehenden Stadt-Landschaftsverbindungen durch Pflanzungen und Kunstinstallationen sowie kleinen baulichen Interventionen aufgewertet und visuell gestärkt. Die Rampe am Bahnhof erhält eine Vertikalbegrünung, die Elbachsen werden durch Wechselflor und Blühaspekte inszeniert und eine Interaktive Blühskulptur an der Unterführung zwischen Kreisverkehr und LGS Gelände visualisiert Besucherströme, Mikroklima und Wasserstand der Elbe und baut somit schon am Übergang zur Stadt den Kontakt zur Elblandschaft auf. Die Unterführung und die Seitenwände werden nach einem Wettbewerb von lokalen Street-Art KünstlerInnen umgestaltet.
Entlang des Rundwegs leiten Wechselflor-Pflanzungen aus Slow-Flowers und helfen bei der Orientierung. Temporäre Ergänzungen, wie Kirchengarten, Planzflächen in Form der Elbkiesel und Stauden- sowie Rosenpflanzungen werten die Wallanlagen und Speckebachpromenade, wie auch einzelne Orte im großen Anger auf. Insgesamt setzt das Konzept dabei auf zurückhaltende Stauden und Wechselflorpflanzungen mit bunten Blühaspekten. Thematische Staudenpflanzungen befinden sich im Eunikepark im Staudengarten, entlang der Wallanlagen und im Kleingartenpark als Beispiel produktiver Gartengestaltung. Im LGS-Blumenshop am Markt 3 und bei der Ausstellung auf dem Marktplatz werden Slow-Flowers und saisonale Schnittblumen Präsentiert und Verkauft. Die LGS bindet zudem unterschiedliche Micro-Orte im Stadtkontext mit ein: private Gärten öffnen sich im Rahmen mehrerer offener Gartenpforten, die Installationen im großen Anger werden durch Open-Air Gottesdienste ergänzt und können für ein Elbhotel genutzt werden.
Der temporär eingezäunte Hauptbereich folgt dem Konzept der Elbkiesel und entwickelt unter dem Leitbild der Zukunftsthemen einen dynamischen Ausstellungsraum für Themen des Garten- und Landschaftsbaus, sowie aktueller Themenbereiche der Landschaftsarchitektur. Die bestehenden Betonplatten werden in den Wegebereichen lokal aufgewertet und barrierefrei erschlossen. Die Präsentations- und Gartenräume, sowie Zukunftslabore werden entsiegelt und die Bruchplatten, sowie der entstehende Schotter als Grundlage für weitere Konstruktionen genutzt. Umrandet von Schotterrasen-Trockenpflanzungen entstehen die Zukunftsgärten in form der Elbkiesel. Die runde Form leitet vom Haupteingang aus zur Elbe hinunter und entlang des Hauptwegs bis in den anschließenden Uferpark und verbindet somit die Themenbereiche. Ein zusätzliches Zukunftslabor bildet der Materialspeicher, der die materiellen und Transformationsprozesse auf dem LGS Gelände darstellt und präsentiert. Der Bestandshain wird mit in die Themen Klima und Mobilität eingebunden und das Holz von gefällten Gehölzen aus den Randbereichen mit in die Gestaltung eigebunden. Das Herz des Geländes bildet die grüne LaGa-Kuppel mit Bühne für Veranstaltungen.
Aussichtspunkt
Konzept:
Der Aussichtsturm ist als neuer Landmark eine Orientierung und visuelle Verknüpfung von Stadt und Land. Das Dach des Turms ist unterseitig leicht gewölbt und mit Spiegeln bekleidet. Besuchende, die von unten blicken, sehen ein je nach Standpunkt unterschiedliches 360°-Abbild der Stadt und Elb-Landschaft. Der Turm wird durch ein baulich getrenntes, leicht abgerücktes Bistro- und Servicegebäude ergänzt, welches WCs, Touristeninformation, Spiele-verleih mit Lager und ein Bistro beinhaltet.
Konstruktion:
Der Aussichtsturm und das Bistro- und Servicegebäude sind als einfache Holzkonstruktionen geplant. Ausschließlich Steck- und Schraubverbindungen lässt Klebstoffe verzichten und ein einfaches Reparieren und Demontieren ermöglichen. Durch einen innenliegende Aufzug wird der Aussichtspunkt barrierefrei erschlossen werden. Der Schacht ist tragenden Kern, wirkt aussteifend und trägt das leichte Holztragwerk in der äußeren Ebene und das gewölbte und verspiegelte Dach. Der Aussichtspunkt hat eine vertikale Staffelung und fächert sich von unten nach oben leicht auf. Jedes Geschoss wird vertikal begrünt. Neben dem Aufzug gibt es eine am Kern befestigte Holztreppe.
Energie:
Eine PV-Anlage auf dem Dach versorgt das Servicegebäude, E-Bike Ladesäulen und Parkbeleuchtung.
Multifunktionales Vereinsheim
Konzept:
Der Ersatzneubau positioniert sich zentral im Park. Als einfache Holzkonstruktion und mit traditionellen Walmdach ausgebildet, fügt es sich zurückhaltend in die Kleingartenstruktur ein. Die Giebelseite öffnet sich mit dem Haupteingang zum Hauptweg. Die lange Fassadenseite ist transparent und kann je nach Bedarf geöffnet werden. Einfache flexible Räume und ein Gastronomisches Angebot verknüpfen sich mit dem Freiraum.
Grundrissorganisation:
Büroräumen, WCs, Küche und einem Verleih- und Lagerraum, zwei großzügige und zusammen schaltbare Räume, die als Seminarraum und als Gastronomiebereich genutzt werden können, werden angeboten. Die Räume und WCs öffnen sich zur Festwiese und können vom Außenraum mit genutzt werden.
Der Haupteingang wird durch ein kleines Foyer mit Garderobe und Zugang zum Verleih- und Lagerraum ausgebildet. Der erhaltenden Schriftzug des bestehenden Vereinsheims hängt über dem Eingang.
Konstruktion
Das Gebäude besteht aus Holzbauweise mit tragenden Außenwänden und Fachwerkträgern, welche die Funktionsbereiche gliedern und das Dach tragen. Mobile Trennwände lassen die Räume unterschiedlich schalten. Die Gebäudetechnik ist einfach gehalten und eine natürliche Be- und Entlüftung erfolgt über Querlüften und Oberlichter im Firstbereich. Im Dachraum kann die Leitungsführung der Technik untergebracht werden. Durch Rahmenbauweise können Materialien wie Schalungsbretter und Holzplatten als Fassadenmaterialien zukünftig recycelt werden.
Blickpunkte
Konzept:
Im Biosphärenreservat stehen kleine Architekturen, die den Blicke auf Besonderheiten der Stadt und Landschaft lenken. Die Blickpunkte sind im Gestaltungsduktus des Aussichtspunkts entworfen. Der sich verjüngende und aufweitende Baukörper erzeugt einen spannenden Moment und verstärkt somit die Wahrnehmung des Blickes. Im Inneren gibt es eine Sitzmöglichkeit und Infotafel zum Ort. In aufgeständerter Holzbauweise stellen diese Architekturen einen minimalen Eingriff in die Landschaft dar.
Realisierbarkeit:
Die Landesgartenschau setzt konsequent auf die Zukunftsthemen der Stadtentwicklung. Für die Umsetzung der Ausstellungsflächen gilt dabei die Dynamik und den Finanzrahmen der LGS zu nutzen um auch Materialexperimente durchzuführen. Für die Daueranlagen setzt das Konzept auf bestehende Planungen, beispielsweise zu Pflanzungen, Erschließung von Sportflächen, dem Elbquartier und der HWS-Anlage und schließt lückenlos an diese an. Durch die Verwendung lokaler und am Ort vorhandener Materialien kann neben nachhaltigen Aspekte eine Kostensicherheit erreicht werden.
Bereits bestehende Raumbezüge, Verbindungen und Potentiale werden aufgegriffen, ausformuliert und gestärkt. Der Eingriff in bestehende Ökologiesysteme wird dadurch minimal gehalten. Konzepte zu Hochwasserschutz, der Öffnung von bestehenden Gewässern, Leitlinien zum Denkmalschutz und Belange von Ökologie und Schutzgebieten werden berücksichtigt und integriert.