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ASW - Spielplatz Albert-Schweitzer-Weg, Kiel
 

freiraumplanerischer Wettbewerb, Kiel, 2020

3. Platz

mit Nolte Gehrke Landschaftsarchitekten

 

Albertopia

Neue Visionen für die Grün- und Spielanlage Albert-Schweitzer-Weg

 

Entwurfskonzept

Der Spielpark Albertopia entwickelt durch die revitalisierende Umgestaltung eine lokale Strahlkraft als Anlaufstation und wird zur regionalen Attraktion in der Spiellandschaft von Neumühlen-Dietrichsdorf.

Der Entwurf nimmt dabei neben den Belangen der Hauptakteure, der Kinder, auch die im Spannungsfeld von analog und digital liegenden Anforderungen von Jugendlichen auf, richtet sich an die Bedürfnisse von Betreuenden und sichert zusätzlich Lebensraum für Flora und Fauna.

Bewusst wird das Spielen nicht durch bildlich ausformulierte Themen vorgegeben, sondern vielmehr Anreize zur Inspiration der Fantasie und Kreativität der kleinen Besucherinnen und Besucher durch Raumwirkung und einzelne, gezielt gesetzte, wertige Elemente angeregt. 

 

Albertopia gliedert sich in drei klar definierte Teilbereiche, die durch eine netzartige Wegestruktur mit übersichtlichen Aufenthaltsräumen miteinander verbunden sind. Wald, Bühne und der Spielbereich `Sticks and Stones´ bieten eine Vielzahl an unterschiedlichen Raumcharakteren mit differenzierten Spielangeboten zur Ansprache der sensorischen und körperlichen Fähigkeiten einer breiten Gruppe an Kindern unterschiedlichen Alters.  

Den Auftakt im Süden bildet der Erlebnispfad im Wäldchen: Durch einen schmalen Holzsteg werden unterschiedliche Bereiche im Waldstück erschlossen und Teilbereiche für Spiel und Entdeckung bereitgestellt. Die Topografie bietet hier Raum für eine Rutsche, Kletterseile und -netze zur Hangeroberung sowie einem offenen Spielhaus mit mehreren Ebenen. Vier ausgewiesene, großzügige und umzäunte Schutzbereiche sorgen für die Sicherung des Baumbestands und bieten Lebensraum für Flora und Fauna. Durch gezielte Setzung von Sichtachsen entlang des Pfades entsteht hier ein kühler Walderlebnisraum, der auf Augenhöhe der Kinder gleichzeitig sicher und nicht abgeschlossen, sowie einfach überschaubar ist.

Der Spielbereich `Sticks and Stones´ im Norden Albertopias bietet eine Vielzahl an unterschiedlichen Spiel- und Erlebnismöglichkeiten. Hier befinden sich in einer durch eine Sitzmauer klar eingefassten Sand-Landschaft robuste und langlebige Spielgeräte, die durch ihre natürliche Haptik und Materialität zum Turnen, Berühren, Experimentieren und Klettern einladen. Die Kletterskulptur aus Robinienstämmen ist dabei raumprägendes, identitätsstiftendes Objekt und multifunktionales Turnelement zugleich. Hier schließen sich Kleinkindschaukeln und -rutschen mit Balancierbalken, Kletternetzen, Hangelseilen und einem Gurtsteg zu einer großen Gesamtfigur zusammen. Für Wasserratten gibt es eine Pumpe mit Anschluss an drei Wassertische in unterschiedlichen Höhen, die ausreichend Platz zum Matschen, Überfluten und Abkühlen bieten. Insgesamt wird im Spielbereich großen Wert auf eine gute Überschaubarkeit, Abstand zu Straßenräumen, sowie Sitzmöglichkeiten für Betreuende gelegt. Der rutschhemmende Steg bietet zudem einfachen Zugang und Durchwegung und kann fantasievoll auch als Rennstrecke oder zum Toben genutzt werden.

Zentral im Spielpark verortet findet sich die aufgewertete Plansche als Relikt ehemaliger Nutzung. Gesäubert und aufgewertet durch ein Mural eines lokalen Kunstschaffenden erstrahlt die Plansche zwar nicht in altem Glanz und Nutzung, wird durch die Installation eines Lichtmasts mit Spots, sowie eines Holzpodestes zusammen mit den runden Sitzstufen im Hang jedoch zur neuen Bühne, Treffpunkt und Anlaufort für ältere Kinder. Hier findet sich ausreichend Platz zum selbst ausprobieren, Tik-Tok-Tanzwettbewerb mit Freund*Innen veranstalten oder zum Beobachten und Nachmachen anderer. Die Bühne wird zudem zum Ort von Quartiersaktivitäten aufgewertet: Hier kann ein Stadteilfest geplant werden und stattfinden, aufgeregte Kitakinder im Sommer die Aufführung des einstudierten Theaterstücks präsentieren und der Stadteilchor trifft sich zur abendlichen Probe. Die Öffnung für diverse Aktivitäten dient dabei nicht nur der Aneignung, sondern auch der Belebung des Areals – Gemeinschaft erzeugt Sicherheit.

 

Kompakte Biodiversitäts-Hotspots mit extensiver Pflege verteilen sich locker gestreut auf dem gesamten Areal und schützen große Teile des Baumbestands und Waldstücks. Diese klar abgegrenzten Bereiche laden zum Beobachten der Tier- und Pflanzenwelt ein, spenden Schatten an heißen Sommertagen, tragen zu einem ausgeglichenem Mikroklima bei und dienen der Abgrenzung der Spielbereiche von der Umgebung und untereinander. In Verbindung mit den klar ablesbaren Sicht- und Raumbezügen, sowie der gezielten Inszenierung der Topografie entsteht eine diverse, adressbildende Spiellandschaft mit vielen prägnanten Facetten und hoher Strahlkraft ins Quartier.

 

Freiraumplanerische Einbindung in den Bestand

Durch die Umgestaltung und Aufwertung der Stadtteilachse mit direktem Zugang zum Spielbereich, sowie die gestalterische Einbindung des Bastionsplatzes wird die Verbindung zum Quartier gestärkt. Dabei erhält der Übergang am Albert-Schweitzer-Weg besondere Betonung und lässt Fußgängern Vorrang. Dem Ostseeküsten Radweg wird am mittleren, westlichen Zugang eine Fahrradstation mit Pumpe und Werkzeug gewidmet, die als Haltepunkt, Rastplatz und Zugang zu Albertopia fungiert. Hier entsteht ein zentraler Kreuzungspunkt mit breitem Fußgängerüberweg, der durch die Verlegung der Bushaltestelle weitere Betonung findet. Die neu entstehende Wegeverbindungen entlang des Förde-Wanderwegs verbindet das Quartier zudem mit dem Strand Hasselfelde, dient als grüne Naherholungsroute und wird durch verknüpfende Biotop-Spots weiter betont und sichtbar.

 

Gestaltung der Eingänge - Topografie und Barrierefreiheit

Einfache, robuste Bänke mit Holzauflage und Namensprägung leiten mit markantem Schwung an den Eingängen Albertopias in den Spielpark ein, finden sich auch an der Tribüne im Hang wieder und dienen der Adressbildung. Die extreme topografische Situation im Planungsgebiet wird dabei als Alleinstellungsmerkmal inszeniert und durch Spielmöglichkeiten am Hang erlebbar gemacht. Öffnungen im Rondell der Rasentribüne dienen im Winter als Rodelhang und laden im Sommer zum Sonnenbad ein. Ein weiterer Fokus liegt auf der barrierefreien Erschließung des Areals. Dafür finden sich barrierearme Zugänge im Süd-Osten und Norden des Plangebiets, sowie eine Rampenkonstruktion im Norden, die gemeinsam eine Durchquerung und Erreichbarkeit der zentralen Spielbereiche für alle Besuchenden ermöglicht. Pflegezufahrten finden sich im Norden und im zentralen westlichen Zugangsbereich.

 

Materialitäten & Gestaltungselemente

Durch die Verwendung von natürlichen und naturnahen Materialien wie Holz, Hanfseil und Naturstein in Bereichen, die von Kindern berührt werden können, entsteht eine breite Palette an unterschiedlichen haptischen Erfahrungsmöglichkeiten. Diese werden lediglich in hoch strapazierten Bereichen - bei Umrandungen von Spielfeldern, Rutschen, Wasser- und Spielelementen - durch dauerhafte, langlebige Materialien wie Beton und Edelstahl ergänzt. Robuste Ausstattungselemente, die Belastungen überdauern und mit stadteigenen Mitteln einfach und kostenextensiv zu reparieren sind, finden sich im gesamten Areal wieder. Adressbildend wirken dabei die einprägsamen blauen Lackierungen an Leuchten und Bänken. Große, beständige Mülleimer aus Stahl bieten ausreichend Platz für Abfall, aber auch für Sticker, Graffiti, Kritzeleien und zur unweigerlichen weiteren Aneignung. Zur Unterstützung der unterschiedlichen Raumcharaktere dienen zurückhaltend abgestimmte Lichtatmosphären – Mastleuchte mit Spots im Bereich der Bühne und dezent ausgeleuchtete Wege auf der zentralen Verbindung und entlang der Stadtteil-Achse. 

Bei den Spielgeräte liegt der Fokus gleichsam auf kreativer Ausformulierung, herausfordernder, aber nicht überfordernder Anordnung, sowie qualitätsvoller Ausführung. Ziel ist es einen dauerhaften Erlebnisort zu präsentieren, der in seiner Robustheit und hohen Reparabilität mehreren Generationen von Kindern zur Verfügung steht.

 

Gemeinsames Gärtnern in Form von Urban Gardening ist ein probates Mittel der Quartierspflege und dient dem kollaborativen Community-Building, sollte jedoch eher in den zugangsbeschränkten und sozial stärker kontrollierten Wohnhöfen angesiedelt werden. Albertopia hingegen bietet viel Platz für Kinder, Jugendliche, der lokalen Gemeinschaft als Bühne, Ort für Stadtteilfeste und Gesprächsrunden und wird Anlaufpunkt für Aktivitäten im Gesamtquartier über einer intensiven Spielnutzung hinaus.

 

Wirtschaftlichkeit mit Kostenschätzung

Die Kostenschätzung des Entwurfs befindet sich innerhalb des angesetzten Kostenrahmens. Zur Umsetzung werden Bestandsstrukturen kritisch untersucht und nach Möglichkeit als Relikte des Ortes beibehalten, angepasst oder umgesetzt. Ziel ist es eine langfristige Planung mit dauerhaften, ökologischen Materialien und einem wartungsminimierten Unterhalt zu erzeugen. Auf den Erhalt und die Instandsetzung der Bestandsvegetation wird dabei großen Wert gelegt.

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